Hallo, ich heiße Jan Mathis und war vom August 2013 bis Juni 2014 in Russland. In dieser Zeit lebte ich als Austauschschüler bei einer russischen Gastfamilie in Tscheboksary, einer Großstadt an der Wolga.
Was ich erlebt habe, erfahrt Ihr /erfahren Sie hier:
28. August 2013, 21:20 |
|||
Von billigen Schulsachen und teuren Smartphones |
|||
Heute bin ich für die Ferien ziemlich früh aufgestanden. Mein Gastbruder und meine Gastmutter waren schon früh aus dem Haus. Sie waren deshalb so früh weg, weil mein Gastbruder seinen Pass abholen wollte, den man in Russland schon mit 14 vorzeigen muss. Zum Frühstück hat mein Gastvater mir angeboten, Eier zu kochen. Ich hatte echt nicht erwartet, dass er gleich fünf Eier für uns beide ins kochende Wasser gelegt hat und ich fragte mich, ob er alleine vier Eier essen wollte. Erst als ich mein erstes Ei aufgegessen hatte, sagte er mir, dass (abgesehen von den zwei Eiern, die er gegessen hat) die anderen Eier auch für mich sind. So habe ich heute zum ersten Mal in meinem Leben drei Eier zum Frühstück gegessen. Ich wusch dann in der Küche das Geschirr ab und mein Gastvater hat sich im Gegenzug sehr bei mir bedankt. Anschließend fuhr er zur Arbeit. Als mein Gastbruder wieder zuhause war, spielte ich zuerst mit ihm „UNO spin“, ein Spiel, das ich ihm zu seinem Geburtstag in einem Päckchen geschickt hatte. Danach zeigte er mir zwei typisch russische Kartenspiele. Das erste Spiel hieß „Durak“ (Dummkopf), wobei ich mich echt wie ein Dummkopf fühlte, da ich das Spiel nicht verstand und mein Gastbruder mir die ganze Zeit helfen musste. Das zweite Spiel war viel einfacher. Man spielte mit 36 Karten und jeder zog abwechselnd vom Stapel und legte die Karten wieder ab. Wenn man zwei gleiche Symbole, wie z.B. zweimal Pik übereinander legte, musste man den kompletten Stapel aufnehmen und man konnte erst wieder vom Stapel ziehen, wenn man alle Karten aus der Hand abgelegt hatte. Der, der als erster keine Karten mehr hatte, war der Sieger.
Nachmittags gingen meine beiden Gastgeschwister und ich gemeinsam Schulsachen einkaufen. Die sind hier auch ziemlich billig. So bekam mein Gastbruder für etwa 250 Rubel (ca. 4,70 €) 50 linierte Schulhefte. Am Abend sind wir noch gemeinsam in einen Gipermarkt (Hypermarkt) gegangen, der direkt um die Ecke ist. Dort habe ich festgestellt, dass Smartphones in Russland gar nicht mal so billig sind, sondern einige sogar noch teurer sind als in Deutschland, wie z.B. das Samsung Galaxy S4, das hier umgerechnet 40 € mehr kostet. Was mich heute auch noch gewundert hat: Mein Gastvater hat zu mir gesagt, dass man, um ins Schwimmbad zu kommen, einen ärztlichen Nachweis über den Gesundheitszustand braucht. Stellt euch mal vor, so etwas bräuchte man in Deutschland. Da aber meine Gastgroßmutter Ärztin ist, kann sie mir diese Bescheinigung ausstellen. Morgen machen wir mit AFS einen Ausflug. Ich bin ja mal gespannt, was die anderen Austauschschüler erlebt haben… |
|||
|
|||
|
28. August 2013, 09:16 |
|||
Erster Tag bei meiner Gastfamilie |
|||
Am nächsten Tag haben wir dann unsere Sachen eingepackt und sind um 14 Uhr nach Moskau losgefahren. Am Bahnhof haben wir erst einmal unser Gepäck in so einer Gepäckabgabestelle eingeschlossen. Als die Leute die Schlange von AFSern gesehen haben, wurden sie ziemlich unhöflich und haben sich sogar vorgedrängelt, weil wir so langsam waren. Dann sind wir mit der Metro zum Roten Platz gefahren und dort ein bisschen herumgegangen. Leider wurden da gerade Bühnen für ein Festival aufgebaut, weshalb wir nicht so viel vom Platz sehen konnten. Da wir nur sehr wenig Zeit hatten und uns ein Italiener weggelaufen ist, den wir dann suchen mussten, konnte ich nur einen ganz kurzen Blick ins GUM werfen, dem Nobelkaufhaus am Roten Platz. Obwohl ich weniger als eine Minute drin war, habe ich viel von dem Prunk gesehen. Auch die Preise waren unvorstellbar hoch.
Der Zug ging dann um 20:16. Wir schliefen in einem ganz normalen russischen Gruppenschlafwagen. Das ist wie so ein deutscher Schlafwagen mit 4er-Abteilen. Der einzige Unterschied ist, dass die Türen fehlen und auf dem Gang, gegenüber dem Abteil, noch einmal zwei Schlafplätze sind. Während der Nacht konnte ich auch kaum schlafen, weil wir uns noch ziemlich viel zu erzählen hatten. Am nächsten Morgen kamen wir dann in Cheboksary am Bahnhof an. Die Landschaft ist hier übrigens ziemlich eintönig: Entweder endlose Birkenwälder oder nicht bewirtschaftetes Grasland. In Cheboksary wurde ich sehr herzlich von meiner Gastfamilie begrüßt. Meine Gasteltern sind Mitte Dreißig, also noch sehr jung. Außerdem habe ich eine 8-jährige Gastschwester und einen 14-jährigen Gastbruder. Mit dem Auto (ein erst zwei Wochen alter Honda), hat mein Gastvater erst einmal meine Gastmutter zur Arbeit gebracht und dann sind wir nach Hause gefahren. Von außen sehen die meisten Wohnblöcke nicht schön aus, aber in der Wohnung ist alles sehr schön eingerichtet. Nachdem wir gemeinsam Tee getrunken haben, ist mein Gastvater losgefahren um mich bei den örtlichen Behörden zu registrieren. Mit meinem Gastbruder, dessen Cousin und meiner Schwester fuhren wir dann mit einer Marschrutka, einer Art Sammeltaxi, an die Wolga gefahren. Die ist echt viel breiter als Rhein und Donau zusammen. Dort gingen wir am Ufer entlang und später zeigte mir mein Gastbruder eine riesige Statue, die sogenannte „Mutter Tschuwaschiens“. Zum Mittagessen gingen wir zu McDonalds, der hier übrigens MakDonalds heißt. Ich bestellte mir einen Gamburger (Hamburger) und einen Tschisburger (Cheeseburger). Die komische Schreibweise kommt daher, dass im Russischen Buchstaben, wie z.B. das „H“ nicht gibt und sie es so mit ihren Buchstaben umschreiben müssen. Danach sind wir in ein ziemlich amerikanisches Einkaufszentrum gegangen mit allen möglichen amerikanischen Modeläden und sogar einem Media-Markt. Kleidung ist hier gar nicht mal so billig, wie man denkt, sondern umgerechnet etwa genauso teuer, wie in Deutschland. Mit dem Trolleybus, einem Oberleitungsbus, ging es dann zurück nach Hause. Wir sind auch nochmal an der Schule vorbeigelaufen, in der ich die nächsten zehn Monate lernen werde. Das Gebäude ist von außen echt ziemlich hässlich. Am Abend verteilte ich die Gastgeschenke. Alle haben sich sehr darüber gefreut und auch sofort festgestellt, dass alle Geschenke „Made in Germany“ waren, was in Russland bekanntlich für allerhöchste Qualität steht. Meine Gastmutter hat sich besonders über den Bildband aus Deutschland gefreut und bewundert, wie schön es in Deutschland überall ist. Mein Gastvater hat auch gesagt, dass er mit seinem Lamy-Tintenroller am nächsten Tag direkt einen Vertrag in seiner Firma unterschreiben will. Auch das Design des Stifts hat ihm sehr gefallen. Bei meinen beiden Gastgeschwistern kamen die Geschenke auch sehr gut an. Also habe ich beim Kauf nichts falsch gemacht. Hier noch einmal einen riesigen Dank an meine Mutter, die mit mir viele Stunden in der Stadt verbracht hat die Geschenke auszusuchen. Auch deutsche Süßigkeiten, wie z.B. Haribo kommen sehr gut an. Als ich diese auf den Küchentisch gelegt habe, waren sie innerhalb von wenigen Minuten aufgegessen. |
|||
|
|||
|
27. August 2013, 22:24 |
|||
Von Erkelenz nach Moskau |
|||
Bildergalerie 01 http://www.mathis-in-russland.de/Bildergalerie
Heute ging es für mich für 10 Monate nach Russland. Nachdem ich mich früh morgens von meinen Eltern am Bahnhof verabschiedet hatte, fuhr ich mit dem Zug nach Frankfurt. Dort warteten auch schon die 18 anderen AFSer, die mit mir nach Russland gehen. Die Leute von der Lufthansa waren echt nett und so konnte ich ohne Probleme das zweite Handgepäckstück, meine Geige mitnehmen. Die Sicht aus dem Fenster während des Fluges war nicht sehr gut, da der Himmel von Wolken bedeckt war. Erst im Landeanflug auf Moskau lockerten die Wolken auf und gaben einen Blick auf riesige Wohnblöcke frei, die noch wesentlich größer waren, als die aus der ehemaligen DDR. Am Flughafen haben wir erst einmal unsere Migrationskarte abgeholt, ohne die man nicht ins Land kommt. Beim Zoll geriet ich dann zum ersten Mal in die Bürokratie Russlands. Meine Geige entsprach nicht den Zollbedingungen und so musste ich einen Fragebogen über meine Geige ausfüllen. Die lückenhaften Erklärungen machten alles auch nicht leichter. Außerdem waren die Beamten, die schlecht Englisch sprachen auch keine große Hilfe. Schließlich habe ich es dann doch hingekriegt und die Zollerklärung bekommen, die ich bis zur Abreise aufbewahren muss. Obwohl das Wetter bei der Landung noch schön war, hat es danach richtig stark geregnet. Dann sind wir eine Stunde zu einer Freizeitanlage gefahren, wo wir das AFS-Camp hatten. Erster Eindruck: alle Busse sind ehemals deutsche Busse (Beweis: das Schild "Notausstieg"). Außerdem gibt es entlang der Straßen extrem viele Schilder mit Werbung. Im Camp trafen wir die anderen 160 AFSer, die aus 25 Ländern kommen. Das Abendessen war nicht sonderlich gut, wir haben es aber trotzdem gegessen. Im Gegensatz zu Deutschland sind hier alle drei Mahlzeiten warm, bzw. lauwarm. Ich habe schon ein bisschen das deutsche Frühstück vermisst. Am nächsten Tag wurden wir in zehn Gruppen eingeteilt und haben uns innerhalb der Gruppen kennengelernt und eine Russisch-Stunde gehabt, die allerdings kaum was gebracht hat. Danach habe ich mich mit den anderen AFSern getroffen, die mit mir nach Cheboksary gehen. Wir sind übrigens neun: Ein Türke, der kein Englisch und Russisch spricht, trotzdem total nett ist, eine Chinesin, die auch kein Englisch spricht, ein Japaner, zwei Italiener, eine Schweizerin, eine Berlinerin, die auch kein Englisch spricht und eine Thailänderin. Das wird auf jeden Fall sehr lustig. Dann gab es noch ein Abendprogramm auf dem die Betreuer uns russische Tänze zeigten. Am nächsten Tag war das Programm ähnlich. Am Abend haben wir nur Deutschland vorgestellt. Die Idee Deutschland in eurythmisch zu tanzen, kam nicht von mir. Als wir das dann getanzt haben, haben wir eine Deutschlandfahne an Bent, dem größten Deutschen, dem "Fahnenmast" hochgezogen und die Nationalhymne gesummt. Fast alle anderen Länder hatten ein kreativeres Programm mit Volkstänzen, aber unser Ziel war es nur, besser als die Italiener zu sein und das haben wir geschafft. |
|||
|
|||
|
<< Zurück | Seite 12 von 12 |
Anmeldung fehlgeschlagen. Benutzername oder Passwort falsch.