Hallo, ich heiße Jan Mathis und war vom August 2013 bis Juni 2014 in Russland. In dieser Zeit lebte ich als Austauschschüler bei einer russischen Gastfamilie in Tscheboksary, einer Großstadt an der Wolga.
Was ich erlebt habe, erfahrt Ihr /erfahren Sie hier:
14. Oktober 2013, 22:48 |
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Ein ziemlich seltsames Wochenende |
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Für einen Samstag war vorgestern ziemlich viel los. Zuerst hatte ich zwei Stunden Russisch mit der fünften Klasse. Wir schrieben auch einen Test, bei dem man in Wörter fehlende Buchstaben einsetzen sollte. Obwohl ich oft keine Ahnung hatte, was das Wort eigentlich hieß, schrieb ich am Ende eine vier und war somit besser als ein Großteil meiner Klassenkameraden… was für ein Wunder. Meine Lehrerin war auch sichtlich zufrieden mit mir.
Danach fing der Ernst des Tages eigentlich erst richtig an, da ich jetzt eine Englischolympiade schreiben sollte. Ich schrieb sie zusammen mit der elften und der zehnten Klasse und alle Mitschüler wollten unbedingt neben mir sitzen, da ich ja für Russland sehr gut Englisch sprechen kann. In der Pause davor gab mir meine AFS-Betreuerin auch schon die Informationen für unser nächstes Camp von AFS durch. Es soll vom 4. bis zum 10. November während der Herbstferien in Surgut, einer Stadt in Westsibirien stattfinden. Zu dieser Zeit ist dort schon tiefster Winter und wir müssen uns entsprechende Wintersachen einkaufen. Der beste Teil wird aber die Fahrt mit dem Zug zum Camp, die Fahrt dauert nämlich drei Tage. Dann fing die Englischolympiade an und sie war, wie erwartet, ziemlich einfach. Es gab wieder einfache Ankreuzaufgaben und Lückentexte. Zum Schluss sollte man sogar einen eigenen Text verfassen… ziemlich einfach. Ich gab meine Sachen ab und war auch ziemlich optimistisch, was das Ergebnis betrifft, da meine Mitschüler, die neben mir saßen, kaum etwas geschrieben bzw. angekreuzt hatten. Danach hatte ich Schulschluss und ich ging nach Hause. Nachmittags gingen Gera und ich gemeinsam spazieren. Bei McDonald’s trafen wir zwei Freundinnen von Gera. Eine war aus unserer Schule, die andere aus einer anderen, benachbarten Schule. Sie unterhielten sich über alles Mögliche. Ich konnte leider nicht so lange bleiben, da ich selbst noch einen Termin in der Musikschule hatte. So ging ich nach zwanzig Minuten los. In der Musikschule spielte ich mit der Lehrerin eine Sonate für Geige und Gitarre, was sich trotz der seltsamen Kombination ziemlich gut angehört hat. Danach ging ich wieder zurück und unterhielt mich den Rest der Zeit mit den beiden Mädchen und meinem Gastbruder. Eine von beiden ist übrigens die Ex-Freundin meines Bruders, mit der er wieder zusammen kommen will. Als wir nach Hause gingen, ging ich extra langsam mit dem anderen Mädchen hinter den beiden her, aber leider küssten sie sich nicht. Aber vielleicht ein anderes Mal… Zuhause angekommen lief Harry Potter im Kino, was man sich ja unbedingt anschauen musste. Da ich alle Teile mehrmals gesehen habe, konnte ich fast alle Dialoge auf Deutsch oder Englisch mitsprechen, was ziemlich hilfreich war, um neue Wörter zu lernen. Am nächsten Morgen schlief ich etwas länger aus, doch dann kam meine Schwester ins Zimmer und Schluss war mit der Ruhe. Sie sagte mir, dass ich mich ganz schnell anziehen sollte, da wir zu einem Geburtstag fahren würden. Also beeilte ich mich mit dem Duschen und dem Anziehen, da wir losfahren wollten. Mein Gastvater kam nicht mit, sondern nur meine Gastmutter und meine Gastschwester. Wir fuhren mit der Marschrutka ins Stadtzentrum, wo wir in einer Art Spielhalle für Kinder landeten. Ich hätte jetzt eigentlich erwartet, dass eine erwachsene oder eine jugendliche Person Geburtstag hätte. Die Überraschung war groß, als ich einem kleinen, vierjährigen Mädchen gratulierte. Obwohl es eigentlich ein Kindergeburtstag war, waren alle Eltern da und auch Kirill und eine andere Cousine. Zuerst gab es Essen für alle Gäste. Dann kamen ein Clown und dessen Begleiterin herein, um die Kinder zu unterhalten. Weil ich kein Spielverderber sein wollte, machte ich bei den Spielchen mit. Danach gingen wir alle gemeinsam an die Spielautomaten und spielten entweder Autorennen oder irgendwelche anderen witzigen Dinge. Später verabschiedeten wir uns von den anderen Gästen und gingen raus. Mein Gastbruder und ich gingen in das Einkaufszentrum in der Stadtmitte, während meine Gastmutter und meine Schwester schon nach Hause fuhren. Im Einkaufszentrum gab es auch ein Café und, als ich gerade daran vorbei lief, fiel mir eine Sprache auf, die sich gar nicht nach Russisch anhörte. Was für ein Zufall: Es war Deutsch. Ich sprach die beiden Männer an, die sich auf Deutsch unterhielten und sie waren genau so überrascht, Deutsch von jemand anderem zu hören. Ich setzte mich dazu und erfuhr, dass beide geschäftlich hier waren, da sie eine Fabrik für Solarmodule in Novocheboksarsk bauen bzw. den Bau leiten. Wir unterhielten uns etwas darüber, wie freundlich die Leute hier wären und was man unbedingt besuchen sollte, wenn man in der Stadt sei. Nach einer Stunde brachen mein Bruder und ich wieder auf und wir gingen zum McDonald’s, obwohl wir noch gar nicht hungrig waren. Schon wieder ein Zufall: Wir trafen Ulli, Felizitas und die Musiklehrerin aus dem ersten Gymnasium, die zurück vom gemeinsamen Einkaufen waren. Während mein Bruder schon nach Hause fuhr, gingen wir noch gemeinsam an die Wolga, quatschten etwas und fuhren dann nach Hause. Das war ja mal ein echt komisches Wochenende! |
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11. Oktober 2013, 21:25 |
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Mit Terminen nimmt man es hier nicht so genau... |
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Der gestrige Schultag war relativ normal. Abgesehen davon, dass ich heute nicht zu Englisch ging, sondern ich mich mit meinen Klassenkameraden zusammen in Physik setzte. Ich hatte nämlich irgendwie nicht so richtig Lust, die ganze Zeit Lückentexte auszufüllen und die ganze Zeit mit Elena und Sonya auf die Fragen der Lehrerin antworten zu müssen. Zum Glück ist man dafür ja Austauschschüler und man kann beliebig seinen Stundenplan ändern, wenn man denn nur oft genug Russisch als Fach hat. Das habe ich ja und deshalb sehen die Lehrer auch darüber hinweg, dass ich mal in einen anderen Unterricht gehe. Nach der Schule hätte ich eigentlich um 2 Uhr eine kleine Probe mit der Deutschklasse gehabt. Seltsamerweise war aber keiner da. Auch noch so eine Tatsache, an die ich mich gewöhnen muss: Russen ändern ziemlich oft ihre Termine, auch wenn die vorher auf ein bestimmtes Datum festgelegt waren. So erfuhr ich heute auch, als ich um drei Uhr zum anderen Orchester, das seltsamerweise „Kammerton“ heißt, dass die Probe für mich erst um halb sechs stattfinden würde. Zum Glück waren Matteo, Felizitas und Shota noch nicht da, sodass ich sie vorher noch erreichen und nach Hause schicken konnte. Zwei Stunden später kam ich also wieder und diesmal hatte ich wirklich eine Probe – was für ein Wunder. Allerdings hatte ich nicht zusammen mit dem restlichen Xylophon-Orchester, sondern allein Probe. Ich sollte einer anderen Schülerin aus meiner Schule vorspielen, wie sich die Stücke anhörten, die wir als Orchester spielten. Sie hatte dummerweise ihre Geige nicht dabei, weshalb es etwas sinnlos war. Nach dieser Stunde Vorspiel ging ich nach Hause.
Die Schule ist mittlerweile, abgesehen von einigen Stunden, normal geworden. Nur die zweite Stunde heute fiel etwas aus dem Rahmen. Ich hatte mich wieder dazu entschieden, eine Stunde bei meiner Klasse zu verbringen. Da aber zurzeit alle Klassenkameraden vermessen und gewogen wurden, hatten wir keinen richtigen Unterricht. Die Schüler, die fertig waren, gingen nach draußen spazieren. In meiner Schule in Deutschland undenkbar, dass man in der achten Klasse einfach das Schulgelände verlässt. Während wir in Deutschland auch in der Pause zwanghaft das Gebäude verlassen müssen und unsere Zeit auf dem Schulhof verbringen, ist es hier normal, dass man einfach drinnen bleibt oder in der Klasse sitzt. Wir gingen also etwas durch die Höfe zwischen den grauen Plattenbauten. Dann kauften wir uns noch etwas zu essen im nächsten Geschäft und gingen wieder zurück. In der dritten Stunde wurde ich wieder herzlich von meinen Klassekameraden in der dritten Klasse begrüßt. Inzwischen habe ich den Unterrichtsstoff hier verstanden und ich glaube ab nächster Woche brauch ich wieder einen neuen Unterrichtsplan. Trotzdem war die Stunde ziemlich nett. Danach ging ich für eine Stunde nach Hause, da ich gerade keinen Unterricht hatte. Es ist schon etwas ungewohnt, dass sich hier so viel um die Schule dreht, auch wenn das keine Ganztagsschule ist. So stehen zum Beispiel die Musikschulen und die Zeichenschulen (so was gibt es hier) in engem Kontakt mit der Schule und das, was dort erreicht wird, kommt nachher auch ins Zeugnis. Außerdem habe ich hier auch noch das Orchester „Kammerton“, weshalb ich mehrmals pro Tag zur Schule gehe. Nach dem Russischunterricht in der sechsten Stunde sollte ich der Schülerin von gestern zeigen, wie man die Stücke auf der Geige spielt. So hatte es mir meine Geigenlehrerin aufgetragen. Mit der Verständigung lief es relativ gut, allerdings spielte sie schlechter als erhofft, wodurch sich das Erklären als ziemlich schwierig herausstellte. Ihren Angaben nach spielte sie schon seit sieben Jahren Geige. Für mich hörte es sich irgendwie nach einem Jahr an. Wir schafften es trotzdem, alle Stücke mehr oder weniger gut zu spielen. Danach ging ich wieder zu meiner Musiklehrerin und sie nannte mir den nächsten Termin. Der wird sich sicherlich auch nochmal ändern. |
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09. Oktober 2013, 21:38 |
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Viele Dokumente für die Musikschule |
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Gestern war der Tag eigentlich relativ normal. Die Schule fing mit einer Stunde Geschichte in der zehnten Klasse an. Es war relativ langweilig und meine Gedanken schweiften irgendwie bald ab. Nach dieser Stunde hatte ich Russischunterricht mit Valentina. Nach zwei weiteren Russischstunden mit der vierten und fünften Klasse und einer weiteren Stunde Geschichte, dieses Mal aber mit einer wesentlich besseren Lehrerin, konnte ich nach Hause gehen. Meine AFS-Betreuerin hatte im Unterricht zu mir gesagt, dass meine Fotos für die Verlängerung des Visums falsch seien und dass ich sie unbedingt erneuern sollte. So ging ich nach der Schule direkt zum Fotografen, wo mein Bruder mit mir allerdings zwanzig Minuten vor dem Geschäft standen, da die drinnen nicht fertig wurden. Zwar ist der Preis hier um einiges niedriger, dafür sind die Wartezeiten wesentlich länger. Als wir erfuhren, dass es noch eine halbe Stunde dauern würde, gingen wir nach Hause.
Nachmittags traf ich mich mit Felizitas und da ihre Mutter da war, unterhielt ich mich mit ihr auf Russisch. Das Thema war dabei der „Große Vaterländische Krieg“ (Zweiter Weltkrieg). Ich Großvater hatte auch, wie mein Urgroßvater in Stalingrad gekämpft. Mit der Verständigung klappt es mittlerweile echt schon gut, auch wenn es schon so ein „schwieriges“ Thema ist, wie deutsche und russische Geschichte. Da Felizitas auch die Fotos für die Verlängerung des Visums brauchte, gingen wir abends gemeinsam zum Fotografen um die Fotos zu machen. Am nächsten Tag, also heute, lernte ich in den ersten beiden Stunden wieder Russisch. In der dritten Klasse schrieb ich sogar einen Text. Meine Klassenkameraden und auch meine Lehrerin waren ziemlich überrascht, als ich einen halbseitigen Text ablieferte. Besonders toll fanden sie aber, dass ich das alles selbst geschrieben habe. Heute hat mich meine Englischlehrerin auch dazu eingeladen bei der Englisch-Olympiade mitzumachen. Ich habe zwar nicht so richtig Lust auf Lückentext, aber ich mache trotzdem mit. Meine Klassenlehrerin war auch mal wieder ziemlich erfreut, als ich fünf Minuten über die Vorteile und Gefahren beim Tauchen und Mountainbiken sprach. Beim Tauchen sprach ich aus Erfahrung, da ich das durch die DLRG in Deutschland schon alles gemacht hatte und beim Mountainbiken ließ ich mir etwas einfallen, da ich auch schon ziemlich viele Radtouren mit meiner Familie gemacht habe. Sowieso sind Sonya, ich und Elena die einzigen, die im Unterricht was sagen. Meine Klassenkameraden sprechen meistens nur, wenn sie unbedingt müssen oder „pupil of duty“ sind. Das ist ein Schüler, der am Anfang jeder Stunde das Datum vorliest und die fehlenden Schüler aufzählt. Für einige Schüler ist das hier eine richtig schwere Aufgabe. Nach zwei weiteren Stunden Russisch ging ich nach Hause. Der Termin in der Musikschule wurde übrigens schon vorgezogen und ich hatte jetzt schon mein erstes Treffen mit dem Sechstklässler namens Ilja und der Musiklehrerin. Sie konnte etwas Deutsch, was die Verständigung allerdings nicht wesentlich einfacher machte, da sie schnell und mit ziemlich vielen Fehlern sprach. So zog ich doch Russisch vor und sie wechselte auch schnell die Sprache, als sie merkte, dass ich schon etwas sprechen konnte. Jetzt verstand ich sie zu meiner Verwunderung wesentlich besser. Ich spielte das A-Moll-Konzert von Bach vor und wieder waren alle begeistert, dass ich ja schon so gut spielen konnte. Dummerweise braucht man für die Anmeldung an der Musikschule relativ viele Unterlagen, wie z.B. die Kopie der Geburtsurkunde (wie wollen die die hier überhaupt lesen, da die ja auf Deutsch ist??) und auch mein Visum. Dafür ist der Unterricht hier um einiges billiger als in Deutschland und ist entweder kostenfrei oder um die 700 Rubel (16 € pro Monat). Zudem bekomme ich auch noch neben dem Geigenunterricht das Fach Musikliteratur mit etwas Theorie. Dadurch kann mein Russisch ja nur besser werden. Jetzt muss ich möglichst schnell die Dokumente zusammen kriegen, damit ich nächste Woche mit dem Unterricht anfangen kann. |
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07. Oktober 2013, 21:41 |
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Einladung zum dritten Orchester... |
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Die Schule fängt wieder an nach einem, für die Russen, „langen Wochenende“. In den ersten beiden Stunden hatte ich Russischunterricht zusammen mit der vierten Klasse. Die erste Stunde bestand dabei nur aus Gedichtvorträgen meiner Klassenkameraden, die dann entweder eine fünf oder eine zwei bekommen haben. Die zweite Stunde war schon etwas interessanter. Nach Englisch und Geschichte, in der die Lehrerin am Anfang der Stunde mit Sonya (Returnee aus den USA) Tee trank, ging ich nach Hause, um meine Geige zu holen. Die Deutschlehrerin wollte nämlich mit mir und den Siebtklässlern das Lied lernen. Zurück in der Schule mussten wir dann das Stück vor der Direktorin vorsingen/spielen, was abgesehen von einigen Fehlern in der Aussprache auch ganz gut funktionierte. Nach der Stunde wurde ich von einem Sechstklässler angesprochen, ob ich nicht Interesse daran hätte, in einem anderen Orchester der Musikschule zu spielen. Das wäre dann meinen Berechnungen zufolge das dritte Orchester, das ich hier besuchen würde. Aber warum eigentlich nicht, man lernt viele neue, nette Leute kennen, die die gleichen Interessen haben. Das wird sicherlich interessant.
Danach ging ich mit dem gleichen Sechstklässler nach Hause und er erzählte mir ziemlich viel in einem schnellen Russisch. Trotzdem verstand ich fast alles. Zuhause aß ich und ging um vier Uhr wieder in die Schule, da ich wieder eine Probe hatte. Es war etwas langweiliger als die Male davor, da wir immer noch die ziemlich einfachen Stücke spielten. Hoffentlich wird das neue Orchester besser, wenn ich am Samstag zur ersten Probe gehe. Nach der Probe spazierten Felizitas und ich noch etwas um die Häuserblöcke, bevor wir uns verabschiedeten. Zuhause wollte mein Bruder unbedingt das Autorennspiel (TDU2) auf meinem Computer spielen und ich tat ihm den Gefallen. Ich habe ihm mittlerweile auch einen eigenen Account auf meinem PC eingerichtet, was vielleicht nicht immer so gut ist… Naja, wie gesagt, wir verstehen uns bestens und ich hoffe, dass das über das Jahr so bleibt oder noch besser wird. |
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06. Oktober 2013, 22:23 |
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Russische Banja - das Beste, was es gibt! |
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Dieser Eintrag wird jetzt etwas länger, da ich gestern nicht geschrieben habe. Sowieso werde ich ab jetzt nicht mehr ganz so viel schreiben, da es doch relativ viel Arbeit ist, jeden Tag einen Text zu schreiben. Der gestrige Tag war auf jeden Fall, abgesehen vom Abend nicht sehr interessant. Wir mussten glücklicherweise nicht in die Schule, da die Regierung von Tschuwaschien uns einen Tag freigegeben hatte. So konnte ich schön lange ausschlafen. Ich hätte eigentlich für heute Nachmittag ein Treffen mit den anderen AFSern gehabt, da wir uns jetzt ungefähr einmal im Monat mit der Musiklehrerin vom Gymnasium No. 1 treffen, die dann denen, die Geburtstag hatten, kleine Geschenke überreicht. Da meine Mutter heute aber ihren Geburtstag feiern wollte, ging das nicht. Den Kuchen, den ich gebacken hatte, schnitten wir am Morgen an und obwohl er etwas zu süß war, schmeckte er ihr sehr gut. Meine Gasteltern sagten auch, dass ich diesen Kuchen von nun an jede Woche backen soll. Wenn wir eine Waage anschaffen von mir aus gerne… Um 5 Uhr wurden wir von einem Freund von meinem Vater abgeholt und fuhren alle zusammen ins Café „Elbrus“. Für die, die es nicht wissen: Der Elbrus ist 5642 m der höchste Berg Russlands und je nachdem, wie man es sieht auch der höchste Berg Europas und damit deutlich höher als der Mont Blanc.
Im Café hatten wir unseren eigenen Raum, der ziemlich nett eingerichtet war. Es standen auch schon einige Speisen auf dem Tisch. Mit der Zeit kamen die Verwandten eingetrudelt, die mich ja schon mittlerweile kennen. Zuerst aßen wir die Vorspeisen und einen Salat, ehe wir die Bestellung aufgaben. Danach wurde viel gequatscht und erzählt. Als es etwas zu warm wurde, gingen wir aus dem Raum in ein italienisches Schuhgeschäft, in dem alles extrem teuer war. Der billigste Schuh kostete 200 €, nach oben hin war keine Grenze gesetzt. Ich sah hier auch High Heels, die man in Deutschland einfach überhaupt nicht tragen würde, weil sie viel zu unbequem wären. Aber was tut man nicht alles für die Schönheit… Die Schwester von meinem Gastvater kaufte sich auch sofort einen kniehohen Stiefel und präsentierte ihn stolz vor der Geburtstagsgesellschaft. Nach über eine Stunde Wartezeit kam endlich das Hauptmenü, dass wir bestellt hatten. Ich hatte für mich das Menü „Stroganoff“ ausgewählt. So etwa sah auch das Fleisch aus… ziemlich zerhackt. Obwohl ich schon total satt war, gab es am Schluss wieder einen Kuchen von meiner Gastgroßmutter, den ich nach mehr als einer halben Stunde Wartezeit verdrückte. Als alle fertig gegessen hatten, gingen wir gemeinsam die Prachtstraße von Cheboksary herunter. Hier gab es die Universität und den Platz der Republik mit Lenin-Statue. Alle Häuser an dieser Straße waren übrigens im Barockstil gebaut, obwohl sie nicht älter als sechzig Jahre alt waren. Mit der Marschrutka fuhren wir nach Hause und mein Gastvater traf im Bus noch zwei alte Bekannte. In Erkelenz ist es ja nichts Besonderes, wenn man einen Bekannten trifft. Aber Erkelenz ist auch klein. Wenn man in Düsseldorf hingegen einen Bekannten trifft, grenzt das an ein kleines Wunder. In Russland ist der Bekanntenkreis übrigens so groß, dass jeder irgendwie jeden über den und den kennt, dass es hier vollkommen normal ist, wenn einem ein Freund über den Weg läuft. Am nächsten Morgen, also heute, konnte ich leider nicht ausschlafen, da ich ja diesen Termin in der Schule hatte. Ich beeilte mich extra und vergaß auch noch fast, dass ich keinen Anzug anhatte, nur um dann wieder in der Schule festzustellen, dass ich ihn gar nicht gebraucht hätte. Meine Deutschlehrerin war übrigens sichtlich froh, dass ich da war und ihre beiden Schüler unterstützte. Sie hatte manchmal nämlich auch keine Ahnung, wie etwas geschrieben werden sollte. Die ersten Aufgaben waren relativ einfach, da man Sätze in den Imperativ setzen sollte. Allerdings gab es hier auch einige Schwierigkeiten, z.B. dass aus „essen“ nicht „esse“, sondern „iss“ wird. In der zweiten Aufgabe sollten Sätze ins Perfekt gesetzt, auch noch ziemlich einfach. In der dritten Aufgabe wurde es dann schon schwieriger, da man die richtigen Possessivpronomen für Nomen finden sollte. Aber mit mir als Unterstützung war das alles kein Problem. Ich finde es aber trotzdem etwas ungerecht den anderen Schülern gegenüber, die auch an diesem Wettbewerb teilnehmen, da sie ja keinen Deutschen zur Seite stehen haben. Sowieso war der Test irgendwie kein richtiger Test, da die Deutschlehrerin auch die ganze Zeit ihre Schüler korrigierte (und ich wiederum die Deutschlehrerin). Also war es eher ein Lehrertest. Schließlich tippte ich auch noch die richtigen Antworten in den PC, da ich schneller schreiben konnte. Als wir fertig waren, bedankte sich die Lehrerin bei mir und ich wurde von meinem Vater abgeholt, der zusammen mit dem Nachbar, dem der Hund Pulka gehört, neue Fenster in der Schule anbrachte. Zuvor waren die Fenster nämlich nur einfach verglast. Jetzt wurde auf moderne dreifach verglaste Fenster aufgerüstet. Ich trank mit den fleißigen Männern, die am Sonntag arbeiteten einen Tee und ging dann nach Hause. Als ich auf unsere Straße einbog, merkte ich sofort, dass irgendetwas nicht normal war. Stimmt, der dunkle Rauch, der aus dem Kraftwerk aufstieg und nach Osten zog war alles andere als normal. Es musste anscheinend ein ziemlich großes Feuer auf dem Kraftwerksgelände ausgebrochen sein und mein Bruder berichtete mir auch, dass er einen lauten Knall gehört habe. In der Wohnung versicherte ich mich erst im Internet, dass das Kraftwerk nicht zufälligerweise ein AKW ist, sonst hätte ich mir ernsthafte Sorgen gemacht. Zum Glück war es „nur“ ein Erdgaskraftwerk und ich konnte mich etwas beruhigen. Sonst wäre ich als zum Bären mutierter Mensch zurück nach Deutschland gekommen… Am Nachmittag erzählte mir mein Bruder, dass wir zusammen in die Banja gehen würden. Ich war echt ziemlich gespannt, wie diese Art von russischer Sauna sich von der finnischen Saune unterscheiden würde. Wir packten unsere Sachen und fuhren mit dem Trolleybus einige Stationen. Dort gab es eine kleine Häusersiedlung mit teilweise etwas heruntergekommenen, aber sonst recht netten Häuschen und mein Gastvater erklärte mir, dass hier die Leute wohnen, die nichts haben und sich keine Wohnung leisten könnten. Irgendwie ist das komisch, da in Deutschland ja eher ein eigenes Haus ein Statussymbol ist. In dieser Siedlung gab es auf jeden Fall eine Banja, zu der wir wollten. Zusammen mit dem besten Freund meines Vaters, meinem Vater selbst und meinem Bruder mieteten wir uns eine Banja. Die Banja war übrigens in einem Haus, mit eigenem Garten, der von einem Sitzschutz umgeben war, untergebracht. Wir zogen uns aus und machten unseren ersten Banja-Gang. Im Gegensatz zur finnischen Sauna sitzt man hier die ganze Zeit und der Aufguss wird auch nicht mit einer Kelle gemacht, sondern mit Birkenzweigen, die vorher in Wasser eingeweicht wurden. Diese Birkenzweige werden auch dazu benutzt sich abzupeitschen, was wir allerdings noch nicht im ersten Gang machten. Der Ofen ist auch nicht elektrisch. Es ist ein echter Holzofen, in dem alle halbe Stunde ein Bediensteter von außen Holz nachlegt. Als wir aus der Banja raus waren, ging es sofort in das Wasserbecken mit kaltem Wasser, in dem man genau dreimal untertauchen musste. Danach setzten wir uns auf eine Bank, sahen Fernsehen, aßen getrockneten Fisch und tranken etwas. Das wiederholte sich alles mehrmals und beim zweiten Gang wurde ich auch mit den Birkenzweigen abgepeitscht, was überhaupt nicht wehtut, da ja noch Blätter dran sind. Zur Abkühlung kann man auch in den Garten gehen. Die Temperatur beträgt übrigens gerade mal 1°C, trotzdem fühlte es sich wie mindestens 20°C an. Je mehr Gänge wir machten, desto heißer wurde auch die Banja. So erreichten wir eine Temperatur von 105°C bei einer Luftfeuchtigkeit von sage und schreibe 80%! Trotzdem war es nicht so schlimm wie angenommen, sondern sogar sehr, sehr angenehm. Es gibt nichts Besseres als so eine warme Sauna und ich freue mich schon auf den Winter, wenn es draußen richtig kalt es und man sich nach der Banja im Schnee wälzt. Danach fuhren wir nach Hause. |
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04. Oktober 2013, 21:33 |
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Der Tag des Lehrers |
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Heute hatte ich gleich zwei Feiertage: Einerseits war heute der Geburtstag meiner Mutter, andererseits war aber auch der Tag des Lehrers. Sofort nach dem Aufstehen gratulierte ich meiner Mutter, die sich auch sichtlich darüber freute. Geschenke werden hier erst später überreicht, so gab ich ihr jetzt auch noch nicht die Springform, für die ich sowieso noch einen Kuchen backen wollte.
In der Schule hörte man dann von überall her, wie Schüler den Lehrern gratulierten und den Lehrern kleine Geschenke überreichten. In der ersten Stunde traf ich mich mit der Deutschlehrerin, die mit mir und der sechsten Klasse einmal „Zwischen Berg und tiefen, tiefen Tal“ durchsang. Die Aussprache hörte sich aber echt nicht gut an. Wieder im Flur traf ich die elfte Klasse, mit der ich gemeinsam Geschenke an die Lehrer verteilte, ehe ich in den Englisch-Unterricht ging. Ich verschenkte auch meine beiden Geschenke an Valentina und meine AFS-Betreuerin. Ich hatte ihnen aus Deutschland ein kleines Buch über deutsche Sehenswürdigkeiten mitgebracht und beide freuten sich sehr darüber. In Englisch guckten wir den gleichen Film vom letzten Mal weiter, was immer noch ziemlich witzig war. In der nächsten Stunde hätte ich eigentlich Physik mit der zehnten Klasse gehabt, da aber im Physikraum niemand war, entschied ich mich dazu mit meiner achten Klasse zu Sport zu gehen. Dieser Unterricht sieht übrigens so aus, dass einige Jungs Volleyball spielen und der Großteil der Klasse inklusiv aller Mädchen auf der Bank saß. Ich setzte mich dazu, da ich keine Sportsachen dabei hatte. Die Stunde verlief ohne große Vorfälle, abgesehen davon, dass ab und zu ein Ball auf einem Kopf der Sitzenden landete. Da die Stunden heute wegen des Festtages verkürzt waren, konnten wir alle schon nach relativ kurzer Zeit wieder gehen. Ich hatte jetzt Russisch mit der dritten Klasse und die Kinder waren echt froh mich wieder zu sehen. Anscheinend macht der Unterricht mit mir mehr Spaß… In der Freistunde, die ich als nächstes hatte, ging ich kurz nach Hause und holte meine Geige. Dann ging ich damit in die Schule und wurde sofort von den Fünftklässlern angesprochen, ob ich mitten im Gang einfach mal etwas vorspielen könnte, was ich allerdings nicht tat. Dazu war es mir zu voll. Anstatt Russisch guckten wir heute den gestiefelten Kater auf Russisch. In der Russischstunde mit Valentina machten wir heute auch keinen richtigen Unterricht, da ich ihr im Buch, das ich ihr geschenkt hatte, zeigt, wo ich schon überall in Deutschland gewesen bin. Nach der Stunde traf ich wieder die Deutschlehrerin und spielte jetzt auf der Geige zusammen mit der siebten Klasse das Lied. Danach half ich noch einigen Schülern bei der Beantwortung eines deutschen Online-Tests, was ziemlich einfach war und ich mich fragte, ob die hier überhaupt etwas im Deutschunterricht gelernt hatten. Danach bat mich die Deutschlehrerin auch noch, dass ich am Sonntag um zehn Uhr in die Schule kommen sollte, da dann die Klasse wieder einen Test schreibt. Das erste was ich mich fragte, war, warum das denn ausgerechnet am Sonntag sein musste und dass zweite war, warum meine Deutschlehrerin denn Hilfe bräuchte. Ich muss schon zugeben, ihr Deutsch ist nicht besonders gut und sie verwechselt oft die Pronomen und Artikel, wodurch sie mich mal duzt und dann wieder siezt, was etwas verwirrend ist. Aber das ist doch noch lange kein Grund mich am Sonntag aus dem Bett zu werfen! Naja, ich werde trotzdem kommen. Nach der Schule ging ich zusammen mit meiner Schwester ins Madagaskar um dort die Zutaten für meinen russischen Zupfkuchen zu kaufen. Meine Schwester wollte aber zuerst in ein Spieleparadies für kleine Kinder und irgendwie schaffte sie es, mich doch zu überreden, dass ich ihr den Eintritt bezahlte. Aus den vereinbarten zehn Minuten im Spieleparadies wurden schließlich zwanzig Minuten. Mit etwas Mühe schaffte ich es trotzdem meine Schwester herauszulocken. Endlich konnte der für mich wichtigere Teil des Spaziergangs beginnen. Im Supermarkt war ich ziemlich überrascht, dass ich versteckt in einer Ecke Sachen von Dr. Oetker fand, die ich dringend für den Kuchen brauchte. Allerdings gab es keinen richtigen Quark und die Butter war auch in nicht einheitlichen Größen verpackt. So gab es Verpackungen mit 80, 180 und 450 Gramm Butter. Es ist echt praktisch, dass das in Deutschland alles genormt ist, wenn man nur genau 250 Gramm braucht. Nach dem Einkauf fing ich mit dem Backen an. Was mich aber erst einmal ziemlich umgehauen hat, war, dass es in der Küche keine Wage gab, was zum Backen ziemlich unverzichtbar ist. Außerdem gab es keinen Mixer und auch keinen Schneebesen, so musste ich mich mit dem Pürierstab begnügen. Im Internet las ich dann auch noch notdürftig, wie man mit Esslöffel & Co. ungefähr die Menge bestimmen kann und dann legte ich los. Ich vermisste schon etwas den Thermomix, den wir zuhause haben, denn der kann alles, was die Geräte machen, die ich jetzt nicht habe, nämlich Wiegen, Mixen und Rühren. Der Teig war etwas wenig, was ich allerdings erst merkte, als ich ihn in der Springform verteilte. Schließlich schaffte ich es doch alle Löcher zu füllen und ich legte mit der Füllung los. Die nächste Überraschung wartete auf mich, als ich den „Quark“ öffnete. Die russische Variante des deutschen Quarks war nicht mehr und nicht weniger als Hüttenkäse! Zum Glück hatte ich ja den Pürierstab und pürierte einfach die Stücke des Käses. Hier in Russland lernt man echt zu improvisieren! Auch an den Ofen musste ich mich erst einmal gewöhnen, da es ein Gasofen war. Zuhause hatten wir einen normalen Elektroherd, bei dem ich genau wusste, wie man ihn bedienen muss. Mithilfe meiner Schwester schaffte ich es trotzdem ihn schließlich zum Laufen zu bringen. Obwohl der Kuchen schon länger als die vorgegebene Backzeit im Ofen war, wurde der Kuchen nicht goldbraun. So wartete ich und wartete ich und immer passierte nichts. Schließlich nahm ich ihn aus dem Ofen. Mich wunderte allerdings, dass die Füllung beim hin und her bewegen noch wackelte. Zum Glück fiel alles noch etwas zusammen und ich hatte meinen Kuchen. Meine Gasteltern waren allerdings beide nicht da, weshalb ich ihn noch nicht verschenken konnte. |
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03. Oktober 2013, 21:08 |
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Warum fällt alles aus? |
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Kascha, Kascha, Kascha… Ich kann echt nicht mehr genug kriegen von diesem Brei und jeden Tag gibt es ihn. Echt verdammt lecker! Irgendwie schafft es meine Mutter jeden Tag einfach mal, bevor wir aufstehen, uns einen ziemlich leckeren Brei zu kreieren. Ich glaube, dass das zu den Dingen gehört, die ich bei meiner Rückkehr vermissen werde.
In der ersten Stunde hatte ich wieder Russischunterricht mit Valentina. Wir redeten wieder viel auf Russisch und ich hielt eine Zusammenfassung über einen Text, den ich letzte Woche gelesen hatte. Die zweite Stunde war wesentlich langweiliger, vor allem aber auch darum, weil mein Sitzpartner aus der zehnten Klasse nicht da war. Außerdem hatten wir Geschichte mit einer anderen Lehrerin als sonst. Schon wenn sie redete, wurde einem seltsam müde. Wie sollte ich bei ihrem Gerede eine ganze Stunde aushalten? Noch nicht so richtig wach ging ich dann zur nächsten Stunde – Englisch. Mein Gehirn wurde zum Glück nicht gefordert, da wir einen ziemlich einfachen, aber trotzdem witzigen Film auf Englisch guckten. Er handelte von zwei Engländerinnen, zu denen ein Argentinier zu Besuch kommt, der kein Englisch kann. Beide wissen aber nicht, dass er Multimillionär ist und halten ihn erst für verrückt. Es kommt vor allem aber häufig zu kleinen Verständigungsproblemen, die mir irgendwie bekannt vorkommen… Ich hätte heute eigentlich noch das Katastrophenschutzfach mit meiner Klasse gehabt. Ich habe das eigentlich nur zum Spaß gewählt, da man dort auch lernt, wie man eine Gasmaske aufzieht – das hat mich ja schon immer interessiert… Leider fiel das heute aus, da meine Klasse Blätter auf dem Schulgelände zusammenfegen musste. Ich ging derweil nach Hause, weil Valentina es so gesagt hatte. Eigentlich hätte ich heute auch noch in zwei Orchestern spielen müssen, aber aus einem ungeklärten Grund fiel das aus. Ich ging zur abgemachten Zeit zu meiner Schule, wo mir meine beiden Lehrerinnen erklärten, dass kein Unterricht sei. Nur seltsam, dass beide da waren. In Deutschland fällt das ja meistens aus, wenn die Lehrer krank sind. Dummerweise hatte ich (im Auftrag meiner Lehrer) noch Shota und Felizitas eingeladen. Zum Glück waren beide noch nicht da und ich konnte sie noch abfangen. Mittlerweile sollte man auf der Straße auch nicht zu lange herumstehen und quatschen, da es einfach zu kalt ist. Das merkte ich, als ich Felizitas traf. Shota war doch nicht dabei, da er seinen Bruder bei einem Basketballspiel anfeuern musste – ob das wichtiger ist als Musik ist, sei jetzt nur mal so dahingestellt. Als ich dann wieder zuhause war, erfuhr ich von meinem Bruder, dass auch das andere Orchester ausgefallen sei. Haben die sich etwa verabredet und wieso kann man mir so etwas nicht einfach kurz telefonisch mitteilen? Den restlichen Tag verbrachte ich damit, Harry Potter (Hier: Garri Pottjer) zu lesen. Mein Bruder hatte mir es in die Hand gedrückt und so schwierig war es auch gar nicht zu lesen, zumal ich ja schon Harry Potter auf Englisch durchgelesen habe. Trotzdem musste ich regelmäßig im Wörterbuch nachgucken, aber durch das Lesen lernt man ja mit der Zeit auch einige Vokabeln. |
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02. Oktober 2013, 20:02 |
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Alle Russen lieben Sushi |
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Im Gegensatz zu gestern, gab es heute mal keinen Schnee. Eigentlich schade, da ich Schnee sonst mag. Dafür war es aber noch mal etwas kälter als gestern – zumindest fühlte es sich so an. Heute entschied ich mich mal nicht dafür, den ziemlich dreckigen Weg direkt über den Spielplatz zu gehen, sondern ging außen herum. Und zum ersten Mal waren meine Schuhe nicht dreckig. Ich glaube ich mache das ab sofort jeden Tag, obwohl meine Gastgeschwister sonst auch den Dreckspfad entlanggehen. Wir kamen etwas später in der Schule an und als ich mich beeilte in die dritte Klasse zu kommen, vergaß ich prompt, dass ich noch meine Jacke anhatte. Normalerweise hängt man die in der Garderobe auf, die dann während der Stunde zugeschlossen wird. So wurde ich etwas komisch angeschaut, als ich reinkam, aber mit Austauschschülern sind die Lehrer sowieso nicht so streng. In der zweiten Stunde hatte ich Englisch und unsere Englischlehrerin hatte die Idee, dass wir eine Überraschung für Elena machen, die heute Geburtstag hatte. So guckten wir erst eine Folge von „Wizardoria“, einer Kinderserie aus England. Am Ende des Films gingen zwei Mädchen und ich raus und brachten Elena Luftballons mit Geburtstagswünschen. Dann musste sich Elena auf einen Stuhl setzen und wir hoben sie 16 Mal hoch - genau so oft, wie ihr Alter. Zum Abschluss überreichte die Englischlehrerin ihr sogar noch ein Geschenk. Sie bekam ein Notizbuch mit Stift und Radiergummi. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt, dass einem eine Fachlehrerin, die nicht einmal Klassenlehrerin ist, einfach ein Geschenk überreicht.
Nach dieser Stunde hatte ich wieder zwei Stunden Russisch. Zuerst war ich wieder in einer neuen Klasse, dieses Mal bei den Viertklässlern. Einige kannten mich schon, aber trotzdem war die Neugierde ziemlich groß und schon war ich umringt von den Kindern und beantwortete brav ihre Fragen. Im Russischunterricht in der fünften Klasse schrieben wir einen Test und meine Lehrerin entschied sich dafür, mich mitschreiben zu lassen. Zu meiner Überraschung verstand ich mehr als zwei Drittel der Aufgaben. Ob ich sie allerdings richtig beantwortete, ist eine andere Frage. In der Mathematikstunde mit der zehnten Klasse schaute ich mir mal das Aufgabenheft an und ich entdeckte, dass Sinus, Kosinus und Logarithmus noch gar nicht besprochen wurden und dass sie erst im Laufe der zehnten Klasse durchgenommen werden würden. Die Hausaufgaben waren heute wieder etwas mehr als gestern, so saß ich heute etwas länger dran als gestern. Zum Glück wurde ich von Schwester unterstützt. Um fünf Uhr hatte ich mich mit Felizitas in ihrer Schule verabredet. Weil hier alle Blöcke ziemlich gleich aussehen, verlief ich mich erst einmal, bevor ich den richtigen Weg fand. Gemeinsam gingen wir ins Madagaskar, wo ich ein Geschenk für meine Mutter aussuchte. In diesem Einkaufszentrum gibt es fast alles und so kaufte ich eine deutsche Springform, die hier ziemlich unbekannt ist. Danach suchten wir noch nach Quark und Puddingpulver für einen russischen Zupfkuchen (ebenfalls unbekannt), beides allerdings vergeblich. Wieder zuhause machte ich zusammen mit meinem Bruder Sushi. Das scheint hier mit zu den Nationalspeisen zu gehören, da man keinen Russen trifft, der nicht Sushi liebt. Auch mir schmeckt es mittlerweile ganz gut. |
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01. Oktober 2013, 21:55 |
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Eine weiße Decke überdeckt das viele Grau |
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Ich konnte es echt nicht glauben, als ich heute Morgen aus dem Fenster geschaut habe und die ganze Stadt von einem weißen Schleier bedeckt war. Es war anscheinend schon so kalt, dass der Schnee sogar liegen blieb!
Nach der warmen Kascha (Brei), die ich hier jeden Morgen esse und die echt lecker schmeckt, machte ich mich auf den Weg in die Schule. In der ersten Stunde traf ich mich mit der Deutschlehrerin, die mir einige Informationen zu den „Deutschen Tagen in Tschuwaschien“ gab. Das ist ein Wettbewerb für Schüler und Studenten in Deutsch. Sie hat auch mit einigen Klassen ein deutsches Lied einstudiert, das auf einem Musikwettbewerb vorgetragen werden soll. Das Lied heißt „Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal“, was einigen von euch sicherlich bekannt ist. Ich finde es zwar nicht so schön und bin mir auch sicher, dass man damit keinen Wettbewerb gewinnen kann, aber egal. Sie fragte mich auch, ob ich nicht zur Unterstützung die Melodie mit der Geige spielen könnte. Die nächste Aufgabe, die ich bekam, war weit schlimmer. Ich soll für den Wettbewerb das Gedicht „Kritik des Herzens“ von Wilhelm Busch ins russische übersetzen. Nicht nur, dass Busch zum Teil altmodische Wörter benutzt, er erfindet auch neue Wörter, wie zum Beispiel „Kritiküssen“. Da habe ich echt keine Idee, wie ich das anstellen soll. In den nächsten drei folgenden Stunden hatte ich nur Russischunterricht. Zuerst bei Valentina, dann in der dritten und dann in der fünften Klasse. Zu den letzten beiden Stunden musste ich nicht gehen, da ich vor dem Konzert um zwei Uhr noch eine Probe hatte. Wir spielten unsere Stücke mehrmals durch und dann hatten wir eine ziemlich lange Pause. Meine AFS-Betreuerin hatte auch Elena etwas von dem Orchester erzählt. Also schaute sie vorbei und ihr gefiel es so gut, dass sie auch mitspielen wollte. Ich fungierte derweil als Übersetzer zwischen Elena und meinen Lehrerinnen, was auch ganz gut klappte. Als meine Lehrerinnen auch noch erfuhren, dass bei Felizitas auf der Schule noch ein anderer Austauschschüler sei (der Japaner Shota), sollte ich ihn am besten auch bei der nächsten Probe mitbringen. Um zwei fing die Vorführung schließlich an. Als erstes tanzten Schülerinnen der unteren Klassen den tschuwaschischen Nationaltanz, was echt toll aussah. Leider hatte ich meine Kamera nicht dabei. Danach trugen mehrere Kinder Gedichte vor und dann waren wir endlich dran. Wir spielten „Song from a Secret Garden“, ein mir zuvor unbekanntes Stück, das aber ziemlich schön klang. Nachdem wir gespielt hatten, beichtete mir eine Elftklässlerin, dass sie geheult hatte, weil es ihr so gefallen hat. Sie fragte mich auch die ganze Zeit, wie ich so märchenhaft spielen konnte. So ein Lob habe ich echt noch nie gehört. Nach unserem ersten Stück tanzten als Buntstifte verkleidete Kinder ein Stück über Buntstifte. Sah ziemlich witzig aus… Danach waren wir wieder an der Reihe und wir spielten ein Stück, was übersetzt so viel heißt, wie „Französischer Blumenstrauß“. Das war auch relativ schön. Nach mehreren Reden am Ende unserer Vorführung, in der der Redner (irgendein Vertreter aus dem Schulministerium) den Moralapostel spielte und über Bildung, Fleiß und Ordnung sprach, konnten wir gehen. Ich packte also meine Sachen zusammen und ging nach Hause. Das erste was mir im Haus auffiel, war die Dunkelheit. Es war Stromausfall und nichts funktionierte. Zum Glück hatte ich nach einer halben Stunde wieder Strom und ich konnte mir etwas zu essen machen. Da ich ziemlich viele Hausaufgaben hatte, saß ich lange am Schreibtisch. Zum Glück half mir meine Schwester bei einigen Aufgaben. Im Gegenzug lernte ich wieder mit ihr Englisch und langsam merke ich, wie sich ihre Aussprache verbessert. Abends saßen wir alle gemeinsam in der Küche, tranken gemeinsam Tee und aßen Sonnenblumenkerne. Währenddessen sprachen wir über alles Mögliche. |
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30. September 2013, 22:03 |
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Aufsätze in Englisch sind eine Seltenheit... |
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Anscheinend ist der Winter wirklich auf dem Vormarsch, denn heute schneite es wieder. Es war sogar noch etwa kälter geworden, als noch vor zwei Tagen und man musste sich echt schön warm anziehen, damit der eisige Wind einen nicht einfrieren konnte. So war ich ziemlich froh, als ich in der Schule ankam, die mittlerweile ziemlich gut geheizt ist. In den ersten beiden Stunden hatte ich Russisch mit der zweiten Klasse. Meine kleinen Klassenkameraden sollten nacheinander aus einer russischen Geschichte vorlesen und das wurde dann direkt benotet. Obwohl alle Kinder für die zweite Klasse ziemlich gut vorgelesen haben (ich kenne Klassenkameraden in Deutschland, die auch in der fünften Klasse noch schlechter gelesen haben), wurden auch zweien verteilt. Mir fiel auf, dass die Lehrer zwischen fast ausschließlich fünfen und zweien verteilen. Warum kennen die hier keine anderen Noten außer sehr gut und ungenügend? Ich sollte auch vorlesen und bekam prompt eine fünf, für „den großen Fortschritt“ den ich seit meiner ersten Woche in der Schule gemacht habe. Außerdem erzählte die Lehrerin den anderen Schülern, dass sie sich an mir ein Vorbild nehmen sollte, da ich schon nach einem Monat so gut lesen konnte. Irgendwie fand ich den Vergleich ein bisschen unfair, da ich ja schon sechzehn bin…
In der dritten Stunde hatte ich wieder Englisch mit der elften Klasse. Während die Russen ein Diktat schrieben, sollten Elena und ich einen Aufsatz über das Surfen schreiben. Als ich meinen Aufsatz, der gut eine Seite lang war, vorlas, war meine Lehrerin total erfreut. Sie meinte, dass ich einen total tollen Schreibstyl hätte und dass sie es auch toll fände, wenn meine Klassenkameraden das auch könnten. Für deutsche Verhältnisse wäre so ein Aufsatz überhaupt nichts Besonderes gewesen, da wir ja schon ziemlich früh anfangen selbständig zu schreiben. Hier behandelt man aber, wie gesagt, fast ausschließlich Ankreuzfragen oder Lückentexte, was die Begeisterung meiner Lehrerin erklärt. Am Ende der Stunde wollte sie auch unbedingt meinen Aufsatz mitnehmen und sich nochmal durchlesen. Fragt mich nicht warum… Ich bekam auf jeden Fall meine 5+ für die Stunde und damit war ich zufrieden. In der nächsten Stunde hatte ich Geschichte mit der elften Klasse. Das Thema war der erste Weltkrieg, der in Russland übrigens nur von 1914 bis 1916 dauerte, was mich anfangs etwas verwunderte. Die Geschichtsbücher bestehen übrigens fast vollkommen aus Texten und sind kaum, wie aus Deutschland gewöhnt, mit aufwendigen Grafiken und Bildern hinterlegt – ein anderer Grund Russisch zu lernen. Als nächstes Fach hatte ich zum ersten Mal Physik mit der elften Klasse. Wir nahmen die Beschleunigungsformeln durch. Das hatte ich bereits in der zehnten Klasse gelernt und so war alles ziemlich einfach für mich. Meine Sitznachbarn waren alle ganz scharf auf deutsche Schimpfwörter und so legte ich für sie derweil ein kleines Wörterbuch der deutschen Schimpfwörter an. Besonders witzig ist es, wenn die diese Wörter dann noch mit russischem Akzent aussprechen. Nach einer weiteren Stunde Mathe hatte ich aus und ging nach Hause. Ich aß und ging um kurz vor drei wieder in die Schule, da ich dort eine Probe hatte. Als ich kurz vor der Schule war, merkte ich, dass ich einen USB-Stick vergessen hatte, den ich mitbringen sollte. Sofort fing es in meinem Kopf an zu rattern…da war doch was. Genau: der russische Aberglaube besagt, dass man unbedingt in den Spiegel schauen muss, wenn man etwas zuhause vergessen hat und das Haus zum zweiten Mal verlässt. Sonst passiert etwas Schlimmes. Ich ging also nach Hause und beachtete genau diese Regel. Die Probe verlief heute wieder ohne besondere Zwischenfälle und nach um halb Fünf war ich fertig. Den restlichen Tag verbrachte ich damit, dass ich gemeinsam mit meinem Bruder YouTube-Videos anschaute. Besonders die Videos von betrunkenen Russen, die irgendetwas anstellten, waren jedes Mal aufs Neue lustig. |
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