Von Erkelenz nach Tscheboksary

 

Hallo, ich heiße Jan Mathis und war vom August 2013 bis Juni 2014  in Russland. In dieser Zeit lebte ich als Austauschschüler bei einer russischen Gastfamilie in Tscheboksary, einer Großstadt an der Wolga.

Was ich erlebt habe, erfahrt Ihr /erfahren Sie hier:

Kategorien: Alle Mathis

04. November 2013, 19:20

Sibirien

Um elf Uhr trafen wir uns am Freitag in unserer Schule und fuhren dann sofort mit einer gemieteten Marschrutka nach Kanasch zum Bahnhof. Wir kamen dort schon um Mitternacht an und mussten nun für zweieinhalb Stunden im Bahnhof warten. Ich war ziemlich froh, dass er noch geöffnet hatte und wir nicht draußen in der Kälte warten mussten. Zwischenzeitlich schlief ich auch ein und wachte kurz, bevor wir aufs Gleis mussten, auf. Für die späte Uhrzeit war noch ziemlich viel los und es fuhren relativ viele Güterzüge durch den Bahnhof. Die Loks und auch die Wagons sind in Russland etwas größer und breiter als in Deutschland. Das liegt daran, dass die Züge in Russland auf breiteren Schienen fahren als normal. Im Zug wollte ich mich eigentlich sofort schlafen legen, die Mädchen aus unserer Gruppe hatten aber etwas anderes vor und quatschten noch bis spät in die Nacht unter meinem Bett. Ich konnte lange nicht einschlafen, was auch daran lag, dass das Bett zu kurz war. Am nächsten Tag bestand mein Frühstück aus einer Fünf-Minuten-Terrine, die ich mir mit dem heißen Wasser aus dem Samowar, der hier in jedem Wagon steht, warm machte. Ich versuchte zuerst Harry Potter zu lesen, das war aber ziemlich unmöglich, da in meinem Abteil alle Mädchen aus meiner Gruppe saßen und ziemlich laut auf deutsch oder englisch quatschten. Schließlich setze ich mich zu meiner Englischlehrerin ins Abteil, um in Ruhe weiterzulesen. Sie ist für die Zeit während unseres Camps auch unsere Betreuerin. Nach einiger Zeit ließ ich mich trotzdem darauf ein, mit meiner Lehrerin eine Runde Kreuzworträtsel zu spielen. Das stellte mich schon vor einige Probleme, da es auf Russisch war. Ich schaffte es trotzdem, ein Wort herauszufinden. Nachmittags spielte ich gemeinsam mit einem Jungen, der mit im Zug fuhr, Handyspiele.
In allen russischen Zügen und auch auf den Bahnhöfen sind die Uhren nach Moskauer Zeit gestellt. So war ich erst etwas verwirrt, als auf meinem Handy schon 16 Uhr angezeigt wurde, während auf der Uhr im Wagon noch 14 Uhr angezeigt wurde. Um 20 Uhr Ortszeit kamen wir schließlich in Ekaterinburg an, einer Millionenstadt hinter dem Ural. Dort hielt der Zug für 45 Minuten an. Wir stiegen aus, gingen etwas im Bahnhof und auf dem Bahnhofsvorplatz umher. Am Abend aß ich wieder meine Fünf-Minuten-Terrine und wollte auch heute ziemlich früh schlafen. Dummerweise war die ganze Zeit mein Abteil besetzt, da die Mädchen es nicht sein lassen konnten zu quatschen. Um ein Uhr durfte ich endlich in mein Bett. Damit war aber nicht genug. Am nächsten Morgen war ich nicht gerade sehr erfreut über den Nagellack, der auf meinen Fußnägeln war. Nach einem weiteren Tag im Zug kamen wir um 16 Uhr Ortszeit in Surgut an. Mittlerweile waren draußen Minusgrade und es schneite leicht. Ich wurde von meiner Gastmutter für eine Nacht abgeholt und sie fuhr mit mir und Matteo, dem Italiener, nach Hause. Ich war währenddessen ein Übersetzer zwischen Matteo und meiner dortigen Gastmutter, die nur Russisch sprechen konnte. Wir unterhielten uns und ich erfuhr, dass sie gar keine Russin war, sondern aus Kasachstan kam. Dementsprechend war sie auch Muslimin. Beim Abendessen war ich etwas verwundert, dass auch Schweinefleisch auf dem Tisch stand. Anscheinend sah man es hier nicht so eng mit den Essensvorschriften des Korans. Nach dem Essen fuhren wir mit meiner Gastmutter und deren Ehemann durch die Stadt, die sie uns zeigen wollten. Ich bemerkte sofort, dass das hier eindeutig eine der reicheren Gegenden Russlands ist, da alle Gebäude ziemlich neu waren und auch einige Häuser von Stararchitekten entworfen wurden. Auch die Straßen waren viel besser als in Cheboksary.
Am nächsten Tag stand ich um zehn auf, baute das Sofa zusammen, auf dem ich geschlafen hatte und frühstückte. Obwohl ich ziemlich viel aß, meinte meine Gastmutter, dass ich zu wenig essen würde. Mittags fuhren wir in die Stadt und ich verabschiedete mich von meiner Gastfamilie. Mittlerweile waren die AFSler aus den anderen Städten auch schon da und wir fuhren ins Kino, um uns den Film "Justin" anzuschauen. Nach dem Film fuhren wir zurück zum Bahnhof und an der. Bushaltestelle sah ich auf einmal einen Bus, auf dem noch Werbung vom Phantasialand von vor zehn Jahren klebte!​! Es war echt extrem seltsam, was man hier in Russland so sah.
Am Abend fuhren wir alle gemeinsam mit einem Bus zu unserem nächsten Ziel. Dabei wurden wir die ganze Fahrt von einem Polizeiwagen eskortiert, der mit Blaulicht vor uns her fuhr. Den Grund habe ich selbst nicht erfahren.
Nach zwei Stunden Fahrt in einem ziemlich heißen Bus, kamen wir in der Stadt Ljantor an. Wir gingen zuerst in eine Schule, in der wir von ziemlich vielen Schülern empfangen wurden. Wir aßen etwas und gingen dann in die Aula, wo wir fünf Mal die AFS-Hymne singen mussten, bevor wir auf unsere Gastfamilien eingeteilt wurden. Ich hatte diesmal viel mehr Glück und kam mit Thordur, dem witzigen Isländer, in eine Gastfamilie.
Nach dem Abendessen gingen wir noch etwas mit Lennart und anderen Russen spazieren, bevor wir wieder nach Hause gingen.

Jan Mathis Eckert




01. November 2013, 19:40

Auf geht es nach Surgut!

Es wird langsam wieder Zeit einen Blogeintrag zu schreiben. In den drei Tagen ist ziemlich viel passiert. Am Mittwoch hatte ich nach der Schule ein Treffen mit AFS. Da ich noch zu Hause auf meine Schwester warten musste, die keine Schlüssel hatte, kam ich drei Minuten zu spät. Die AFS-Koordinatorin von Cheboksary war trotzdem ziemlich sauer und für sie war die Verspätung durch nichts zu entschuldigen. Ich hatte eigentlich auch erwartet, dass wir nur über das Camp sprechen würden und keine Russischtests schreiben würden, wie es dann kam. Uns wurde ein leichter Text auf Russisch diktiert und ich bekam für das Diktat eine fünf und war damit der Beste aus unserem Komitee. Ulli aus Berlin und die Chinesin waren deutlich später als ich und dementsprechend mehr wurden sie von unserer Koordinatorin ausgeschimpft. Wir redeten noch kurz über die Zugfahrt nach Surgut und dass wir wahrscheinlich kein Rückgeld von den 6000 Rubeln bekommen würden, die wir bezahlt hatten. Nachdem die anderen schon gegangen waren, musste ich noch da bleiben, da ich Ulli und der Chinesin Qingqing (gesprochen: Tsingtsing) noch das Diktat diktieren sollte. Als ich damit fertig war, traf ich in der Eingangshalle noch einige Klassenkameraden, mit denen ich mich noch unterhielt. Die AFS-Koordinatorin kam vorbei und sagte mir, dass ich so eine Art Sittenwächter während dem Camp und während der Zugfahrt spielen sollte… was für eine Aufgabe. Es beweist aber auch, dass, obwohl sie vorhin mit mir geschimpft hatte, ziemliches Vertrauen in mich hatte. Nach fünf Minuten kam sie nochmal zurück und ich sollte die Sachen, die sie vergessen hatte, noch aus dem Zimmer holen. Danach ging ich nach Hause und packte sofort meine Sachen für die Musikschule, wo ich jetzt das Geigenensemble hatte.
Gestern passierte in der Schule nichts Besonderes. Ein ganz normaler Schultag also, obwohl eigentlich Halloween war. Ich muss gestehen, dass ich kein großer Fan davon bin und lieber zuhause bleibe, anstatt um den Block zu ziehen und mit dem Spruch „Süßes oder Saures“ andere Leute zu nerven. So war ich positiv davon überrascht, dass Halloween hier überhaupt nicht gefeiert wird. Nach der Schule hatte ich wieder nachmittags den Musiktheorieunterricht in der Schule. Dieses Mal konnte ich sogar die Aufgaben der anderen Schüler mit beantworten, da ich mich im Internet über das Thema „Solfeggio“ etwas schlau gemacht hatte. Abends schaute ich gemeinsam mit meinem Bruder noch den Film „Die Croods“ auf dem Computer an. Ich war ziemlich überrascht, dass ich fast alles verstand, obwohl der Film auf Russisch war.
Heute ging ich schon nach der dritten Stunde aus der Schule, da ich erstens eine Freistunde hatte und da ich mich zweitens auf ein Konzert vorbereiten musste. Ich sollte heute nämlich mit dem Geigenensemble gemeinsam vorspielen. Um kurz nach eins traf ich mich mit einer Mitspielerin vor meinem Haus und wir gingen gemeinsam zur Kirche, wo wir uns treffen sollten. Dort war aber niemand und so warteten wir im Pfarrhaus, oder was auch immer es war, wo uns Essen angeboten wurde. Mit zwanzig Minuten Verspätung kamen schließlich unsere Kollegen an und wir wurden mit einem Bus in den südlichen Teil von Cheboksary gefahren. Dort war das „Südliche Haus der Kultur“ in dem das Konzert stattfinden sollte. Ich sollte genau ein Stück mitspielen. Nicht, weil das so schwer ist, sondern, weil wir die Stücke auswendig vorspielen sollten. Als wir auf die Bühne gingen, spielte die Pianistin die Stücke in einer ganz anderen Reihenfolge als vorgesehen und ich stand beim ersten Stück ziemlich blöd auf der Bühne, da ich nicht wusste, wie man es spielen sollte. Zum Glück konnte ich nach dem zweiten Stück von der Bühne gehen. Mit der Marschrutka fuhren wir dann nach Hause.
Abends gingen mein Gastbruder und ich noch gemeinsam für die zweitägige Zugfahrt einkaufen. Wieder zuhause packte ich meine Sachen. Wir treffen uns heute um elf Uhr in der Schule und fahren von dort nach Kanasch, einer Stadt, die ca. 80 km von Cheboksary entfernt liegt. Dort befindet sich ein Verkehrsknotenpunkt der Eisenbahn und dort werden wir um 2:​30 Uhr nachts in unseren Zug einsteigen.

Jan Mathis Eckert




29. Oktober 2013, 20:54

Vom "Tannhäuser" zum "Tanngeeser", oder, wie Russen deutsche Wörter aussprechen.

Die letzte Schulwoche vor den Ferien hat angefangen! Und dann geht es nach Surgut, nach Sibirien. Mein Gastvater hat mir gesagt, dass Surgut die russische Hauptstadt des Gases sei. Also sind die Leute in Sibirien doch nicht so arm, sondern teilweise sogar richtig reich. Es wird auf jeden Fall ziemlich interessant.
Ich war heute ziemlich müde, da ich bis spät in der Nacht mit einer Austauschschülerin in St. Petersburg geschrieben hatte. Es gab einfach mal wieder ziemlich viel zu erzählen. Deshalb war ich in der Schule entsprechend müde.
Als erste Stunde hatte ich gestern wieder Russisch mit Valentina. Sie wollte nämlich die ausgefallene Stunde von vorletzter Woche nachholen. Elena kam heute nicht zur Stunde und so hatte ich eine Einzelstunde. Als ich Elena nachher doch traf, sagte sie mir, dass sie vergessen hatte, dass wir eine Stunde hatten. Die nächsten zwei Stunden hatte ich gemeinsam mit der sechsten und fünften Klasse.
Bei Geschichte in der elften Klasse musste ich mich echt zusammenreißen, um nicht einfach im Unterricht einzuschlafen, aber ich schaffte es. Nach Mathe und Physik in der zehnten Klasse hatte ich Schulschluss.
Nachmittags habe ich eigentlich nichts Besonderes gemacht. Abends hatte ich noch das Orchester in der Schule. Da ich ja ziemlich müde war, legte ich mich danach sofort aufs Sofa und schlief ein. Nach vier Stunden wachte ich wieder auf und mittlerweile war meine Mutter ziemlich besorgt, dass ich krank sei. So musste ich das Fieberthermometer benutzen um das Gegenteil zu beweisen.
Ich trank noch kurz einen Tee und legte mich danach wieder ins Bett.
Im Gegensatz zu gestern war ich heute wieder richtig fit um in die Schule zu gehen. Die erste Stunde Geschichte mit der zehnten Klasse machte mich allerdings wieder etwas schläfrig. In der Freistunde danach ging ich nach Hause und langsam wurde ich wieder wach.
Wir hatten heute wieder eine Stunde mit Valentina und Elena war auch wieder da. In der Geschichtsstunde in der fünften Stunde war ich heute sogar mal richtig aufmerksam und bekam auch vieles im Unterricht mit. Es reicht also sich anzustrengen und nicht immer bei jedem unbekannten Wort ins Wörterbuch zu gucken.
Nachmittags hatte ich wieder das Orchester in meiner Schule und inzwischen gibt es auch bessere Stücke für mich. So soll ich Teile aus der fünften Symphonie von Beethoven spielen sowie Teile aus dem „Walkürenritt“ und aus „Tannhäuser“. Es ist echt ziemlich witzig, wie die Russen „Tannhäuser“ aussprechen, da sich das hier wie ein „Tanngeeser“ anhört, was mich anfangs immer ziemlich verwundert hat. Auch andere deutsche Worte werden hier ziemlich anders ausgesprochen und so muss ich schon ziemlich genau hinhören, um sie zu verstehen.

Jan Mathis Eckert




27. Oktober 2013, 20:26

Der Winter kann kommen!

Irgendetwas war seltsam, als ich gestern Morgen aufgewacht bin. Es war irgendwie heller als gestern Morgen und das konnte ja irgendwie nicht sein. Erst ein Blick auf die Uhr machte mir klar, dass es schon kurz nach acht war und mein Bruder und ich verschlafen hatten. Ich habe mich irgendwie schon an den Luxus gewöhnt, jeden Morgen von meiner Gastmutter mit einem säuselnden „Dobroje utro“ (Guten Morgen) geweckt zu werden und dabei ganz vergessen, dass sie am Samstag nicht gemeinsam mit uns aufstand. Obwohl wir beide verschlafen hatten, machte mein Bruder keine Anstalten, sich zu beeilen. Der Grund lag auf der Hand: es würde mehr Probleme mit dem Lehrer geben, wenn man zu spät in die Stunde kam, als wenn man einfach eine Stunde später pünktlich bei der nächsten Stunde erscheinen würde. So machten wir uns nicht besonders schnell ein Frühstück und gingen dann in die Schule. In der zweiten Stunde hatte ich zuerst mit der fünften Klasse gemeinsam Russischunterricht und danach mit der sechsten Klasse. Eigentlich habe ich mich für heute auch noch mit einem AFS-Freiwilligen verabredet, der um elf Uhr in die Schule kommen wollte. So saß ich also nach dem Unterricht in der Eingangshalle und wartete. Als es zehn nach elf war, bekam ich eine Nachricht, dass er doch nicht komme. Na toll, manchmal würde ich mir wünschen, dass die Russen etwas mehr für ihre Pünktlichkeit tun. Außerdem wäre es nicht schlecht, wenn man vorher erfahren würde, dass ein Termin ausfällt. So kann man sich unnütze Wege und Wartezeiten sparen.
Ich ging auf jeden Fall nach Hause, aß etwas und machte mich dann wieder auf den Weg in die Musikschule. Heute hatte ich nämlich schon um eins die Probe mit der Geigenlehrerin. Ich wurde von ihr erst in einen anderen Raum geschickt, da sie selbst noch einen Schüler hatte. Als ich dann meine Geige auspackte, kam der Balalaika-Lehrer herein, der auch das Ensemble leitete, in dem mein Bruder und ich spielten. Er fragte mich erst einmal, wo ich am Donnerstag bei der Probe gewesen sei. Ich sagte ihm, dass ich jetzt zu dieser Zeit neuerdings „Solfeggio“ hätte. Das fand er selbst überhaupt nicht gut und meinte, dass ich sofort meinen Stundenplan ändern sollte, da sein Ensemble „wichtiger“ wäre. Ich wollte ihm jetzt schonend erklären, dass sein Ensemble für mich ziemlich langweilig wäre, da es ziemlich weit unter meinem Niveau sei. Mir fielen allerdings keine Worte ein und so musste ich ihm das wohl oder übel beim nächsten Mal sagen. Kurze Zeit später kam meine Geigenlehrerin vorbei und wir spielten gemeinsam die Stücke durch.
Am Nachmittag fuhr ich gemeinsam mit meinem Bruder und meinem Vater einkaufen. Ich brauchte nämlich für den harten, russischen Winter eine warme Jacke (es wird hier bis zu -35°C kalt). Wir waren in mehreren Geschäften, in denen mir allerdings die Jacken nicht so richtig gefielen. Außerdem waren die meisten Jacken nur für den Herbst (die russischen Herbstjacken würden in Deutschland locker für den Winter ausreichen) und nur wenige für den Winter. Schließlich fand ich in dem Laden eines Bekannten meines Vaters die richtige Jacke und da der Besitzer des Ladens ja mit meinem Vater befreundet war, bekam ich gleich 50% auf die sonst 7800 Rubel teure Jacke.
Danach fuhren wir nach Hause und guckten uns im Fernsehen den vierten Teil von Harry Potter an.
Heute war erst einmal langes Ausschlafen angesagt, was auch irgendwie jeder aus meiner Familie machte. Nach dem Frühstück setzte ich mich in mein Zimmer und las Harry Potter.
Nachmittags ging ich mit meiner Gastschwester und meinem Bruder spazieren. Wir nahmen auch noch Pulka mit, die sich mal wieder ziemlich dumm anstellte. Sie war angeleint und meine Schwester führte sie an der Leine. Meine Schwester rannte links von einem Laternenmasten vorbei, währen der Hund rechts rum rannte. Schließlich war die Leine zu kurz und Pulka wickelte sich selbst fast einmal um den Mast. Außerdem kläffte sie jeden einzelnen Passanten an und versuchte einigen sogar ins Bein zu beißen, was aufgrund ihrer kleinen Schnauze nicht so richtig klappte.
Als wir wieder zuhause waren, entschied sich mein Vater dafür, dass wir noch einmal Einkaufen fahren sollten. Ich brauchte nämlich noch warme Winterstiefel. Die Schuhe waren alle ziemlich teuer, trotzdem entschied ich mich nach längerem Überlegen für ein Paar. Mit Winterjacke und –schuhen ausgerüstet konnte der Winter ja kommen.

Jan Mathis Eckert




25. Oktober 2013, 19:17

Von Amateurspickern zu Solfeggio

Glück gehabt: Die erste Stunde fiel gestern aus und ich konnte ausschlafen.
Während der ersten Stunde in der Schule ging ich gemeinsam mit meinen Klassenkameraden aus der achten Klasse in den Englischunterricht. Ich hatte eigentlich darauf gehofft, dass ich den Grammatiktest, den meine Mitschüler schrieben, nicht mitschreiben müsse und stattdessen Vokabeln lernen konnte. Trotzdem drückte mir meine Lehrerin den Ankreuzbogen in die Hand. Ich beantwortete die Aufgaben schnell, während mein Sitznachbar die ganze Zeit ziemlich auffällig versuchte von mir abzuschreiben. Die Lehrerin bemerkte es und er wurde umgesetzt - typisch Amateurspicker. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich damit schon Erfahrungen gemacht habe, aber ich würde mich beim Abschreiben doch schon etwas schlauer verhalten und mit Plan vorgehen. Als ich alles beantwortet hatte und mich eigentlich wieder meinen Vokabeln widmen wollte, kam die Lehrerin wieder an und drückte mir einen zweiten Bogen in die Hand, der gar nicht zum Test dazugehörte. Sie machte sich anscheinend Sorgen, dass ich mich „langweilen“ würde. Ich glaube, zu diesem Unterricht gehe ich auch nicht mehr…
In den nächsten beiden Stunden ging ich zum Russischunterricht in der sechsten und fünften Klasse. Danach hatte ich zwei Stunden Russischunterricht mit Valentina.
Am Nachmittag hatte ich zum ersten Mal „Solfeggio“ in der Musikschule. Das ist ein Musiktheorieunterricht, den man hier in Russland kostenlos zum normalen Instrumentalunterricht dazubekommt. Ich war mal wieder die Attraktion der ganzen Klasse und wurde wieder ausgefragt. Als die Lehrerin kam, wurde sie gefragt, warum ich denn nicht seit der ersten Klasse hier lernen konnte, da ich ja so nett sei. Der Grund war denkbar einfach: Ich mache einen Austausch und bin nur für ein Jahr hier. Dann ging der Theorieunterricht los und die Lehrerin checkte erst einmal mein Wissen ab. Da die in Russland hier aber nicht die Noten A, H, C, D usw. benutzen, sondern mit Do, Re, Mi, Fa usw. arbeiten, bedeutete das alles für mich erst einmal ein ziemliches Umdenken. Ich schaffte es dann aber trotzdem, die Aufgaben der Lehrerin zu lösen. Besonders bei Tonika, Subdominante und Dominante und den Umkehrungen konnte ich abräumen, da ich das alles schon mit unserer Kantorin durchgenommen hatte, bei der ich zwei Jahre Klavier- und Orgelunterricht hatte. Nach dem Austauschen der Kontaktdaten bei VKontakte durfte ich nach Hause gehen.
In der ersten Stunde ging ich heute gemeinsam mit meiner achten Klasse in den Geschichtsunterricht. Das besondere war aber, dass die Lehrerin während der ganzen Stunde nicht kam und wir einfach nur in der Klasse saßen und entweder quatschten oder am Handy spielten. In der zweiten Stunde hatte ich noch Russischunterricht mit Valentina, bevor ich für zwei Stunden nach Hause ging. Als ich in der fünften Stunde wiederkam, war ich etwas verwundert, dass der angesagte Russischunterricht in der fünften Klasse ausfiel und stattdessen einfach so eine Stunde Biologieunterricht eingeschoben war. Da ich nichts anderes zu tun hatte, ging ich mit. Die Lehrerin unterhielt sich die gesamte Stunde mit den Schülern über irgendwelche Krankheiten (zuerst ging es um Masern und irgendwann ging es dann zu Leukämie über). Nach der Stunde wurde ich noch von zwei Mädchen aus der Schülerzeitung über meinen Aufenthalt in Russland interviewt und anschließend wurde noch Fotos von mir gemacht. Irgendwie war ich so eine Attraktion, dass auch alle anderen Mädchen, die in der Nähe waren ein, Foto mit mir machen wollten. Ich hatte meine Kamera auch mitgebracht und so wurden mit meiner Kamera auch noch Fotos geschossen. Eigentlich hatte ich vor, einige Fotos für meinen Blog zu schießen, was ich danach auch machte. Diese werden hoffentlich bald von meinem Vater hochgeladen, wenn er Zeit hat. Als mir kalt wurde ging ich nach Hause und las Harry Potter.
Abends ging ich noch mit einem Fünftklässler spazieren, der irgendwie ein kleiner Fan von mir ist. Es war auf jeden Fall ziemlich witzig mit ihm und mittlerweile kann ich auch schon längere Dialoge über mehrere Themen führen. Als es dunkel wurde, brachte ich ihn noch nach Hause und ging dann auch.

Jan Mathis Eckert




25. Oktober 2013, 18:33

Insgesamt drei Tage Zugfahrt: das wird witzig!

Am Dienstag ist nicht sonderlich viel passiert. Der Schulunterricht war wie sonst und ich hatte wieder drei Stunden Russischunterricht. Nach der dritten Stunde wurden Elena und ich unserer Schuldirektorin vorgestellt, die ich bis dahin noch nicht kannte. Wir unterhielten uns kurz darüber, wie es uns hier in Russland gehen würde und gingen dann wieder zurück in den Unterricht. Heute bekam ich auch schon eine Auswahl der Schärpen vorgelegt, die wir am letzten Schultag tragen sollten. Ich war etwas verwirrt, warum wir das jetzt schon machen sollten, da es doch noch etwas länger bis zum Schuljahresende war. Wir suchten uns unsere Farbe aus, nur um fünfzehn Minuten später zu erfahren, dass sich die Klasse für eine einheitliche Farbe entschieden hatte und wir uns damit abfinden müssten. Zum Glück hatte die Klasse die Farbe gewählt, die ich auch genommen hätte: Rot.
Nach einer weiteren Stunde Geschichte hatte ich Schulschluss. Meine Geschichtslehrerin interessierte sich brennend dafür, wie das denn mit dem Mutterschutz in Deutschland wäre und ich wurde vor der gesamten Klasse auf Russisch ausgefragt. Das Problem war, dass ich mich mit dem Thema Mutterschutz noch nicht auseinandergesetzt habe und so war ich etwas hilflos mit meinen Antworten. Einerseits kannte ich die Antworten nicht und andererseits war es ziemlich schwierig, das alles auf Russisch auszudrücken. Ich versuchte es trotzdem.
Zuhause las ich Harry Potter und ging nachmittags wieder zu einer Probe in der Schule.
Am Mittwoch passierte doch schon einiges mehr. Während der dritten Stunde wurde ich von meiner AFS-Betreuerin aus dem Unterricht geholt, da ich unbedingt das Geld für die Zugfahrt nach Surgut abheben sollte. Die Fahrt war doch um einiges teurer als erwartet, war aber trotzdem noch einiges unter dem Preis, den man in Deutschland hätte zahlen müssen. Wir sollten knapp 6000 Rubel holen (umgerechnet 140 €) für eine Hinfahrt und Rückfahrt, die jeweils einen Tag und zwei Nächte dauern würde.
So ging ich erst nach Hause, holt dort meine Kreditkarte und hob das Geld in der Bank ab. Ich brachte das Geld nach der Stunde der AFS-Betreuerin und ging danach wieder nach Hause, da ich keinen Unterricht hatte. Der heutige Tag ist irgendwie ein richtiger „Musiktag“ für mich geworden. So war ich kaum zuhause, als ich wieder zurück in die Musikschule ging, um dort zusammen mit der Gitarrenlehrerin Stücke zu spielen. Die Probe dauerte nicht sehr lange und ich konnte bald wieder nach Hause gehen. Als ich zuhause war, bekam ich eine SMS von Felizitas, dass der Italiener Matteo alleine an der Bushaltestelle stehen würde und in die Schule gebracht werden sollte. Obwohl er den Weg schon mehrmals gegangen war, konnte er sich ihn anscheinend immer noch nicht merken. Ich machte mich also sofort auf den Weg zur Bushaltestelle, die immerhin 10 Minuten von mir zuhause entfernt ist. Ich war nicht sonderlich überrascht, dass Matteo nicht da war, als ich ankam. Er hatte ja schon in Moskau bewiesen, dass er einfach mal so verschwinden konnte. Ich wartete noch zehn Minuten und ging schließlich wieder los, da ich noch einen Termin in der Musikschule hatte. Das Geigenensemble wartete auf mich. Diesmal war ich allerdings überrascht, als die Tür zum Raum abgeschlossen war und keiner da war. So ging ich also wieder. Da ich noch auf Nummer sicher gehen wollte, ob Matteo es doch noch geschafft hatte, pünktlich zur Schule zu kommen, schaute ich vorbei und siehe da: er war eine Minute vor mir in der Schule angekommen und das mit einer reifen Verspätung von vierzig Minuten.
Ich hatte eigentlich vor, sofort wieder nach Hause zu gehen, aber meine Lehrerinnen behielten mich da und ich sollte üben. Der erwachsene Sohn von meiner Lehrerin lobte mich auch, dass ich so vorbildlich sei. Da er selbst raucht, fand er es ziemlich toll, dass ich nicht rauche, keine Drogen nehme und zudem auch noch Geige spielen konnte. Die Probe dauerte heute ziemlich lange und so wurde ich nach der Probe nach Hause begleitet, da es draußen schon „gefährlich“ sei. Das fand ich zwar etwas übertrieben, ich habe mich trotzdem über die Begleitung gefreut.

Jan Mathis Eckert




21. Oktober 2013, 20:55

Zum ersten Mal wieder beim Friseur

Endlich wieder ausschlafen! Ich habe festgestellt, dass ein Tag Wochenende eindeutig zu wenig ist und so muss man den Sonntag einfach ausnutzen und länger schlafen.
Nach dem Frühstück saß ich noch etwas zuhause, bevor ich mit meinem Bruder zum Friseur ging. Das ist hier auch am Sonntag möglich, da in Russland alle Geschäfte auch sonntags geöffnet haben. Als wir beim Friseur ankamen, merkten wir, dass es ziemlich aussichtslos war, sich hier anzustellen, da es ziemlich überfüllt war und so gingen wir zum nächsten Friseur. Auch hier war es ziemlich voll und auch beim dritten Friseur. So gingen wir unverrichteter Dinge wieder zurück.
Wir waren danach nicht wirklich lange zuhause, da wir uns gleich wieder auf den Weg ins Einkaufszentrum „Megamoll“ machten. Wir wollten uns nämlich Wintersachen kaufen. Ich hatte nur Zeit dazu mir eine Mütze zu kaufen, da danach mein Gastvater kam und wir gemeinsam zu meiner Gastoma fuhren.
Zur Begrüßung bekamen wir etwas zu Essen und ich kann es nur wiederholen: meine Gastmutter ist eine begnadete Köchin. Dann unterhielten wir uns etwas und ich lernte noch meine Gasturoma kennen, die nur noch ziemlich schlecht sehen konnte, trotzdem aber eine sehr nette Person war.
Heute war es wieder mit dem Wochenende vorbei. In der Schule hatte ich in der ersten Stunde Russischunterricht mit Valentina und für mich war der Unterrichtsstoff schon ziemlich alt, da wir immer noch den Präpositiv (ein Fall, der im Russischen vorkommt) behandelten. In den nächsten Stunden hatte ich Russisch mit der fünften und mit der sechsten Klasse und Geschichte in der elften Klasse. Da ich während des Geschichtsunterrichts kaum etwas verstand, beziehungsweise es schnell aufgab zuzuhören, lernte ich die Besonderheiten der russischen Grammatik. Nach Schulschluss blieb ich noch etwas länger in der Schule, da ich mich mit meinen Klassenkameraden aus der fünften Klasse unterhalten wollte, die sich wirklich für alles interessierten.
Heute haben wir es wirklich geschafft zum Friseur zu gehen und unsere Haare schneiden zu lassen. Es gab zwar einige Probleme bei der Verständigung, aber zumindest bekam ich eine einigermaßen vernünftige Frisur verpasst. Danach trafen wir uns noch mit zwei Klassenkameraden und gingen etwas durch die Höfe und sprachen über alles Mögliche.
Da es jetzt schon ziemlich früh dunkel und damit kalt wird, mussten wir uns aber auch bald wieder voneinander verabschieden.
Am Abend zeigte ich meiner Gastmutter noch einige Fotos von unserem letzten Urlaub im Allgäu und sie war echt erstaunt darüber, wie schön das alles sei.

Jan Mathis Eckert




20. Oktober 2013, 22:23

Zum Glück doch keine Operation!

Es hat sich doch alles geändert und ich musste nicht zur Operation am Freitag. Als ich um kurz vor acht mit meiner Gastoma von zuhause losging, war ich doch etwas aufgeregt. Im Krankenhaus wartete ich dann in einem Wartesaal, da meine Gastoma sich umziehen wollte. Ich war ziemlich erstaunt, als sie schließlich in einem Arztkittel mit Namensschild zurückkam. Zusammen gingen wir dann ins Arztzimmer. Der Arzt schaute sich meinen Finger an und sagte, dass die Operation nicht mehr nötig sei. Was für ein Glück! Die Hygienestandards sind hier nämlich etwas unter den deutschen Standards. So ist es hier normal, wenn bei Regen etwas Wasser in die Gänge tropft oder wenn die Wandfarbe im OP abblättert. Mir wurde noch schnell ein Verband gemacht und danach durfte ich nach Hause gehen.
Zuhause hatte ich wenig Zeit, da mein Vater schnell mit mir wieder in die Stadt musste, da ich dort mein Visum verlängern sollte. Da es hier mehrere Migrationsbehörden gibt, kamen wir erst einmal im falschen Gebäude an. Als wir schließlich am richtigen Ort waren, waren alle anderen schon da. Die AFS-Freiwillige, die das gemeinsam mit uns machte, sagte mir erst, dass ich etwas Wichtiges vergessen hätte und dass ich wieder nach Hause musste. Zum Glück hat sich das dann doch alles geklärt und meine Dokumente wurden angenommen. Schon nach zehn Minuten konnten wir wieder gehen, da der Rest der Aufgaben von der Behörde bearbeitet wurde, was auch seine Zeit dauerte. Als ich wieder zuhause war, zog ich mir meinen Anzug für die Schule an, da der Unterricht noch nicht beendet war.
In der Schule guckten wir dann einen Film, da die Russischlehrerin Geburtstag hatte - sehr nett. Eigentlich hätte ich in der nächsten Stunde gemeinsam mit Valentina Unterricht gehabt. Dieser fiel aber aus, da sie dachte, ich sei noch in der Stadt und nicht mehr in der Schule.
Den Rest des Tages las ich Harry Potter und traf mich noch mit Felizitas.
Am Samstag musste ich um neun Uhr im Krankenhaus sein, um den Verband zu wechseln und konnte deshalb nicht in die Schule gehen.
Es war wieder ein anderer Arzt, der mich auch wieder fragte, auf wen ich denn warten würde, als ich vor seiner Praxis saß. Ich sagte ihm, dass ich auf meine Oma warten würde. Als er schließlich meine Gastoma im Arztkittel sah, war er ziemlich verblüfft. Mein Verband wurde gewechselt und ich wurde dazu ermahnt meinen Finger oft in eine Kochsalzlösung zu tunken. Außerdem wollte der Arzt noch wissen, wie das mit der Versicherung klappen sollte. Das ist wirklich etwas schwierig, da meine deutsche Versicherungskarte für Russland nicht gilt. Für die erste Zeit in Russland habe ich noch eine zusätzliche Auslandsversicherung, danach aber nur noch die Versicherung von AFS. Da ich davon keine Dokumente besitze, ist es ziemlich schwierig an das Geld für das Krankenhaus zu kommen. Als ich meine AFS-Betreuerin nachher in der Schule fragte, sagte sie mir, dass sie dazu erst die Zentrale in Moskau anrufen müsse, die dann einen Brief mit den nötigen Daten zuschicken würde… so eine Versicherungskarte ist doch echt viel praktischer.
Zuhause setzte ich mich in die Küche und tunkte meinen Finger, wie vorgeschrieben, in eine warme Kochsalzlösung. Es half tatsächlich und mein Finger schwoll langsam, aber sicher ab. Nachmittags trafen mein Bruder und ich bei McDonald’s noch eine seiner Freundin, mit der wir uns unterhielten und nachher noch spazieren gingen.
Am Abend fuhr ich gemeinsam mit meiner Familie zu einem Großeinkauf in den Hypermarkt „Lenta“. Hier gibt es echt alles aus aller Welt und mir fiel auch auf, wie groß die Abteilung für Alkohol war: sie füllte fast ein Viertel des gesamten Marktes!​!
Danach guckten wir gemeinsam Harry Potter, was so ziemlich das Beste heute war.

Jan Mathis Eckert




18. Oktober 2013, 22:09

Und das vierte Ensemble...

Es ist mal wieder ziemlich viel passiert in den letzten drei Tagen und deshalb habe ich wieder ziemlich viel zu schreiben.
Da ich ja nun anstelle von Englisch Russisch als Unterrichtsfach habe, hatte ich auch entsprechend viele Russischstunden am Mittwoch. Insgesamt waren es vier Stunden bei der vierten, fünften und sechsten Klasse. Nach der Schule hatte ich wenig Zeit, da ich kurz darauf wieder in die Musikschule musste. Dort wurde ich von der Frau, die überwacht, welche Leute rein- und welche rausgehen, darauf angesprochen, dass ich doch meine Jacke an der Garderobe abgeben sollte. Wenn es so etwas an Musikschulen in Deutschland gäbe… Zumindest schafft man so Arbeitsplätze. Zuerst spielte ich zusammen mit der Gitarrenlehrerin das Duett durch, das sie mir gegeben hatte und ein anderes Stück. Nachdem wir dann die ganzen Dokumente bei der Musikschulleiterin abgegeben hatten, die sich etwas darüber wunderte, dass alles auf Deutsch war, gingen wir wieder zur Geigenlehrerin, die ich bereits einmal getroffen hatte. Sie sagte mir, dass ich doch im Ensemble mitspielen sollte, das sie auch leitete.
So ging ich erst nach Hause und kehrte nach einer Stunde wieder in die Musikschule zurück.
Die anderen Schüler, die mit mir im Ensemble spielen, waren echt sehr verwundert, warum ich denn schon so gut Geige spielen könnte und warum ich alle Noten vom Blatt spielen könnte. Ich sage nur: Übung macht den Meister. Die üben hier nämlich nicht so viel und ich habe noch keinen Schüler getroffen, der auf seinem Instrument richtig gut spielt.
Gestern gab es in der Schule kein Wasser aus der Leitung, da es für Reparaturarbeiten abgestellt worden war. Deshalb waren auch alle Stunden auf eine halbe Stunde gekürzt, was echt schön war. Da meine AFS-Betreuerin noch Dokumente für die Fahrt nach Surgut brauchte, ging ich nach der vierten Stunde nach Hause, um die Sachen zu holen. Als ich um kurz nach elf wieder in der Schule war, war es seltsam still. Alle Schüler waren irgendwie schon nach Hause gegangen und ich irrte durch das Gebäude auf der Suche nach meiner Betreuerin. Zum Glück fand ich sie und gab ihr meine Sachen.
Nach der Schule fuhr ich mit meinem Bruder in die Stadt, da er aus irgendeinem Grund wieder zum Passbüro musste. Dort erfuhren wir, dass es geschlossen war und gingen nun stattdessen in ein Einkaufszentrum in der Nähe. Dort schauten wir uns nach Wintersachen um. Allerdings gab es nicht so richtig etwas, was mir gefiel. Wir aßen noch kurz eine Pizza, die ausnahmsweise sogar richtig gut schmeckte, und gingen dann weiter zur Musikschule.
Schon seit Montag ist mein rechter Zeigefinger angeschwollen und als ich in der Stunde etwas auf ihm rumdrückte, kam sogar Eiter raus. Es war ziemlich ekelhaft. So ging ich nach Hause, um später mit meiner Großmutter ins Krankenhaus zu gehen. Da die hier keine richtigen niedergelassenen Ärzte haben, geht man hier normalerweise sofort ins Krankenhaus. Der zuständige Arzt, zu dem wir gingen, schaute sich meinen Finger fünf Sekunden an und sagte sofort, dass er am nächsten Tag um acht Uhr operiert werden sollte. Ich war erst einmal ziemlich geschockt, dass hier nicht erst Medikamente verordnet werden, sondern sofort eine Operation vorgeschrieben wird. Ich rief meine Eltern in Deutschland an, da ich ziemlich besorgt war, aber zum Glück konnten sie mich beruhigen. Danach ging ich beruhigt schlafen.

Jan Mathis Eckert




15. Oktober 2013, 20:37

Umständliches Überweisen

Das Wochenende war mal wieder vorbei und für mich begann der Tag mit zwei Stunden in der vierten Klasse. Nach den beiden Stunden ging ich zu meiner AFS-Betreuerin, die mir sagte, dass ich den ersten Platz bei der Englischolympiade bekommen hätte. Mein Bruder war in seiner Altersstufe auch auf dem ersten Platz gelandet und so waren die beiden Erstplatzierten in einer Familie. Ich sagte meiner Betreuerin auch, dass ich Englisch abwählen wollte, da wir die Themen alle schon in Deutschland durchgenommen hatten. Außerdem rücke ich jetzt im Unterricht wieder eine Klasse auf und lerne somit in der vierten, fünften und sechsten Klasse Russisch. Nach einer Stunde Englisch und einer Stunde Geschichte, ging ich nach Hause, um meine Geige zu holen. Ich sollte nämlich mal wieder „Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal“ begleiten. Danach wurde ich noch von einer Mitschülerin angesprochen, die auch ein Auslandsjahr machen wollte und der ich etwas beim Ausfüllen der Unterlagen helfen sollte. Ich kann mich selbst noch ziemlich genau daran erinnern, was das für ein Papierkram war, vor allem, weil ich mich bei zwei Organisationen beworben habe und beide etwas anderes forderten.
Später ging ich noch in den Musikraum, um den genauen Termin für die abgemachte Probe zu erfahren. Der Termin fiel aus und den Rest der Stunde spielte ich mit den kleinen Kindern, die zurzeit dort waren, auf dem Metallophon.
Abends habe ich noch etwas mit Lene, einer anderen Austauschschülerin, die zurzeit in Petersburg wohnt, geskypt. Deshalb war ich heute auch etwas müde.
Nach der ersten Stunde Unterricht kam meine Betreuerin zu mir und sagte, dass ich das Geld für das Lager überweisen sollte. Dazu sollte ich zusammen mit Elena und deren Gastschwester Ksjuscha nach der zweiten Stunde zur Bank gehen und dort alles erledigen. Vorher musste ich noch nach Hause gehen, um meinen Pass und meine Kreditkarten holen. In der Bank gab es erst einmal einige Probleme, da ich das Geld von meiner Karte nicht direkt auf das andere Konto überweisen konnte. So musste ich erst einmal das Geld am Automaten abheben und es danach sofort wieder einzahlen. Alles ziemlich umständlich. Zum Glück half mir dabei Ksjuscha, da ich die Fachausdrücke beim Banking noch nicht gelernt habe. Wir wollten das gleiche bei Elena machen, aber sie hatte keinen Personalausweis dabei, da sie ihn vor zwanzig Minuten in der Schule abgegeben hatte. Also gingen wir wieder zurück, holten den Pass ab und versuchten, das Geld in der Bank abzuheben. Es funktionierte nicht… So probierten wir alle Automaten in der Bank aus und gingen später sogar noch ins Kaufhaus Madagaskar, wo es auch schließlich klappte. Die Karte wurde zwar vom Automaten akzeptiert, allerdings war nicht genügend Geld auf der Karte. So gingen wir wieder zurück zur Schule und liehen uns das passende Geld von der Schulkantine. Jetzt klappte es endlich. Mittlerweile waren für mich alle Stunden fertig und ich ging nach nur zwei Stunden Schule nach Hause.
Nachmittags hatte ich noch eine ziemlich lange Probe in der Schule, zu der auch Matteo und Felizitas kamen. Während der Probe entdeckte ich auch, wie großartig die Akustik im Gang vor dem Musikraum war, als ich etwas auf der Geige vorspielte. So eine Akustik hätte ich einem Plattenbau irgendwie nicht so richtig zugetraut und es hörte sich fast so an wie in einer großen Kirche oder einem riesigen Konzertsaal. Ich glaube, von nun an werde ich nur noch hier proben…
Nach der Stunde half ich noch Felizitas, das Keyboard nach Hause zu tragen, das ihr unsere Musiklehrerinnen für das Jahr ausleihen.

Jan Mathis Eckert



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