Von Erkelenz nach Tscheboksary

 

Hallo, ich heiße Jan Mathis und war vom August 2013 bis Juni 2014  in Russland. In dieser Zeit lebte ich als Austauschschüler bei einer russischen Gastfamilie in Tscheboksary, einer Großstadt an der Wolga.

Was ich erlebt habe, erfahrt Ihr /erfahren Sie hier:

Kategorien: Alle Mathis

07. Juni 2014, 12:46

Tag des Sieges und ein chaotisches Konzert

Der Tag des Sieges ist in Russland ein Feiertag und somit arbeitsfrei. Normalerweise finden an diesem Tag in fast jeder größeren Stadt in Russland Militärparaden statt. Auch in Cheboksary gab es eine Parade, die ich mir allerdings nicht anschaute. Nachdem ich mir die Militärparade in Moskau, die wirklich sehr beeindruckend war, im Fernsehen angeschaut hatte, fuhr ich mit meiner Familie auf die andere Seite der Wolga. Ausgerüstet mit einem Essenspaket setzten wir uns am frühen Nachmittag in eine Marschrutka und fuhren mit ihr über den Staudamm in Novocheboksarsk ans andere Ufer. In der Nähe des Sanatoriums Tschuwaschien hatten wir einen großartigen Blick auf Cheboksary und sahen auch, wie Flugzeuge über den Roten Platz von Cheboksary zur Militärparade flogen. Mittlerweile war es in Russland ziemlich warm geworden und wir saßen auch bei 26 Grad am Strand und aßen den mitgebrachten Kuchen. Anschließend fuhren wir zurück in die Stadt, wo ich den restlichen Tag mit Lesen verbrachte.
Am 12. Mai hatte ich ein Konzert mit dem Ensemble „Kammerton“. Für die Leiterin war es das wichtigste Konzert überhaupt im Jahr, da dort auch andere Ensembles auftraten und wichtige Vertreter des Stadtrates und der Landesregierung kamen. Für mich war das Konzert vor allem eins: stressig.
Wir hatten einige Tage vor der Aufführung noch eine Generalprobe, bei der wir aber auch nur zehn Minuten hatten um alle Stücke durchzuspielen. Das war natürlich überhaupt nicht hilfreich, da wir in dieser Zeit auch die ganzen Xylophone und Notenständer auf die Bühne tragen mussten. Während der Aufführung war es noch schlimmer: in den ganzen Gängen hinter der Bühne standen tausende Kinder in Kostümen, die einen nicht durchließen. Mit meiner Geige war es besonders schwierig. Das war aber noch nicht das Schlimmste. Als wir auf die Bühne gingen um unsere Sachen aufzubauen, lief schon die Begleitung, zu der wir spielen sollten. Sie ließ sich auch nicht anhalten und so mussten wir mitten im Musikstück einsteigen und zu Ende spielen. Nach dieser chaotischen Vorführung war ich ziemlich froh wieder zu Hause zu sein.

Jan Mathis Eckert




06. Juni 2014, 17:14

5. Mai: Rückfahrt nach Cheboksary

Am nächsten Morgen musste ich wieder ziemlich früh aufstehen, da ich heute noch ein Programm in der Schule hatte. Zu Schulbeginn saß ich schon in einem Klassenzimmer und hörte einer Lehrerin zu, die mir erzählte, was mich heute erwarten würde. Zuerst hörte ich mir mehrere Vorträge von einigen Schülern über Deutschland an, in denen sie Geographie, Wirtschaft, Politik und Klima Deutschlands vorstellten. Ich sollte dann sagen, ob all ihre Aussagen richtig waren und auf Fragen antworten. Nach dieser Stunde trafen wir uns mit den anderen AFSern im Handarbeitsraum, wo wir aus Salzteig irgendwelche Figuren kneteten und aus Stoffresten Puppen nähten. Dann gingen wir zusammen in die Aula, wo man für uns wieder eine Aufführung vorbereitet hatte. Nach den üblichen russischen Volkstänzen wurden Lieder gesungen und Fotos von anderen Austauschschülern gezeigt, die auch in dieser Schule gelernt hatten. Zum Fotoshooting gingen wir schließlich alle gemeinsam auf die Bühne. Nach dem Mittagessen in der Mensa kaufte ich noch einige Lebensmittel führ die lange Zugfahrt und ging mit meiner Gastschwester nach Hause. Ich packte meine Sachen und fuhr mit meinem Gastvater zurück zur Schule, da meine Tasche von den ganzen Geschenken und Souvenirs ziemlich schwer geworden war. Dort wartete schon ein Bus auf uns, der uns zum Bahnhof brachte. Dort war kurz vor Neujahr 2014 ein Anschlag verübt worden, bei dem 17 Menschen ums Leben kamen. Bis zu unserer Abfahrt waren noch nicht alle Spuren beseitigt und man fand im ausgeschalteten Springbrunnen immer noch Glassplitter, die sicherlich von der Explosion stammten. Auch in der Eingangshalle wurde noch repariert, sodass wir durch den Hintereingang in den Bahnhof kamen. Auch hier waren Metalldetektoren installiert und die Sicherheitsleute schauten ziemlich genau hin, wer alles kam. Nach den Sicherheitskontrollen gingen wir schließlich zum Bahnsteig, verabschiedeten uns von den anderen AFSern und fuhren los.
Am nächsten Tag wurde ich von meinem Gastvater in Kasan am Bahnhof abgeholt und gemeinsam fuhren wir mit dem Bus zurück nach Cheboksary, wo ich meiner Gastfamilie erst einmal berichtete, was ich alles gemacht hatte.

Jan Mathis Eckert




06. Juni 2014, 15:06

4. Mai: Ein Tag in Wolgograd

Trotz des guten Programmes in Achtubinsk war ich ziemlich froh, dass ich endlich meine Gastschwester verlassen konnte. Früh morgens packte ich meine Sachen, wobei meine Gastschwester ständig mit Tränen in den Augen in mein Zimmer kam und fragte, ob sie mir nicht irgendwie helfen könnte. Im Taxi zum Bahnhof schenkte sie mir sogar ein Armband, in das das Wort „love“ eingeprägt war. So war ich ziemlich froh, als wir endlich im Bus saßen und Achtubinsk und damit meine in mich verknallte Gastschwester hinter uns ließen.
Nach etwas mehr als zwei Stunden Fahrt kamen wir schließlich in Wolgograd an. Ich wohnte wieder bei einer Gastschwester in einem der Vororte von Wolgograd, die allerdings nicht so nervig war, wie die vorige. Wir stellten nur kurz unsere Sachen in einer Schule ab und fuhren dann auch schon weiter ins Stadtzentrum von Wolgograd. Auf der Fahrt dorthin sahen wir den Bus der anderen AFSer, die nicht im Vorort, sondern direkt im Zentrum Wolgograds lebten. Die Polizei hatte ihren Bus herausgewinkt und alle mussten ihre Reisepässe zeigen. Zum Glück wurden wir nicht herausgewinkt und konnten einfach weiterfahren. Wolgograd erstreckt sich über viele Kilometer entlang der Wolga und so mussten wir ziemlich lang fahren um ins Stadtzentrum zu gelangen. Dort besichtigten wir den Mamajew-Hügel, eine Gedenkstätte der Schlacht um Stalingrad mit der riesigen Statue „Mutter Heimat“. Außerdem sahen wir in der Halle, in der das Ewige Feuer brannte, den Wechsel der Wache. Nach fast zwei Stunden Wartezeit kamen die anderen Austauschschüler an und wir spazierten noch etwas über das Gelände, bevor wir durch das Stadtzentrum schlenderten. Abends fuhren wir noch etwa eine Stunde auf einem Touristenschiff am Ufer der Wolga entlang. Für mich war es ziemlich seltsam, dass während unserer Schifffahrt die ganze Zeit ein DJ auf dem Boot laute Musik spielte. Mit uns waren auch noch einige Russen an Bort, die, nachdem sie ein wenig Alkohol getrunken hatten, anfingen ziemlich seltsam zu tanzen. Ein Russin fing sogar an Poledance für ihren Ehemann zu tanzen. Zurück am Ufer verabschiedeten wir uns von den anderen Austauschschülern und fuhren zurück zu unseren Gastfamilien. Nach dem Abendbrot traf ich mich noch mit den anderen AFSern, die auch in diesem Vorort wohnten, und ging mit ihnen am Ufer der Wolga spazieren.
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Jan Mathis Eckert




06. Juni 2014, 14:23

3. Mai: Besuch des Waisenhauses und ein Festbankett am Abend

Da mich am Vortag abends nicht mehr mit den anderen AFSern getroffen hatte, wusste ich nicht, dass ich an unserem letzten Tag in Achtubinsk nicht so früh aufstehen musste. Meine Gastschwester wusste es auch nicht oder hatte es vergessen. So gingen wir um kurz vor acht zum Waisenhaus, wo alle wir Austauschschüler den Waisen eine Freude machen sollten. Als wir ankamen, war keiner da und so gingen wir wieder zurück. Es stellte sich schließlich heraus, dass das Programm dort erst um neun Uhr anfangen sollte. Um neun Uhr war ich also schon zum zweiten Mal am Eingang und diesmal waren die anderen auch da. Schon im Innenhof sahen wir die kleinen Kinder, die am Fenster standen und neugierig auf uns hinunterblickten. In der kleinen Aula erzählte unser Organisator etwas über AFS und schon fing unsere kleine Aufführung an. Deutschland war das erste Land, das vorgestellt wurde und so gingen wir gemeinsam auf die Bühne, erzählten etwas über uns und unser Land und tanzten zum Abschluss „Das rote Pferd“, was die Kinder (insgesamt acht) ziemlich lustig fanden. Nachdem die anderen AFSer ihre Länder vorgestellt hatten und Thor aus Island ein ziemlich unheimliches Lied auf Isländisch gesungen hatte, verteilten wir noch einige Geschenke an die Kinder, die wir von zu Hause mitgenommen hatten.
Danach gingen wir alle zusammen in die „Schule der Künste für Kinder“, wo es diesmal ein Konzert für uns gab. Irgendwie hatte der Organisator von AFS in Achtubinsk mitbekommen, dass ich Geige spiele und so drückte man mir kurzerhand eine Chinageige aus der Instrumentensammlung der Schule in die Hand mit dem Auftrag irgendetwas zu spielen. Ich war echt überrascht, dass ich spielen sollte und so spielte ich das Lied, das mir als erstes in den Kopf gekommen war: das Ständchen von Schubert.
Nach dem Konzert ging ich noch mit ein paar AFSern und ihren Gastgeschwistern (ich mied jetzt meine Gastschwester) durch die Stadt und kam so über Umwege zur Gastfamilie von Thor, wo wir einige Computerspiele spielten. Abends gingen wir zu einem Festbankett, das AFS für uns organisiert hatte. Leider war auch meine Gastschwester da, die in der anschließenden Disco ständig mit mir tanzen wollte, was mir aber nicht passte. Als es schon dunkel war, ließen wir noch Kong-Ming-Laternen steigen, die mithilfe einer Kerze im Ballon aufsteigen.
Nachdem wir uns alle voneinander verabschiedet hatten, gingen wir wieder gemeinsam mit unseren Gastgeschwistern nach Hause.
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Jan Mathis Eckert




06. Juni 2014, 13:45

2. Mai: Fahrt nach Sarai-Batu und eine nervige Gastschwester

Auch der nächste Tag in Achtubinsk war ziemlich interessant. Wir trafen uns wieder ziemlich früh an der Schule und fuhren mit dem Bus in Richtung Süden zur ehemaligen Hauptstadt des Mongolischen Reiches. Nach zwei Stunden
Fahrt kamen wir im sogenannten Sarai-Batu an. Archäologen hatten die gesamte Stadt rekonstruiert und man konnte durch die Straßen zwischen den Bauten aus Lehm und Stroh schlendern. Bevor wir aber mit unserem Rundgang anfingen, meldeten wir uns in einer Jurte außerhalb der Stadt fürs Mittagessen an. Wegen der vielen Touristen waren leider einige Häuser in der Stadt schon etwas heruntergekommen und man konnte auch nicht mehr in die Häuser hineingehen oder auf die Dächer steigen. Mit dem Wetter hatten wir auch nicht sehr viel Glück, da es anfing zu regnen und der lehmige Untergrund ziemlich schlammig wurde. Nach unserem Rundgang hatten wir außerhalb von Sarai-Batu die Gelegenheit auf Kamelen zu reiten. Da die Warteschlange ziemlich lang war, entschied ich mich aber dazu nicht zu reiten. Danach gingen wir gemeinsam zum Mittagessen. Es gab eine typisch mongolische Suppe, die mir allerdings überhaupt nicht schmeckte. So schwamm in der Suppe Hammelfleisch und ziemlich viel Fett.
Nach dem Essen setzten wir uns wieder in unseren Bus und fuhren zurück nach Achtubinsk. Zum Abendessen waren wir wieder in unseren Gastfamilien. Im Nachhinein bereue ich es, dass ich abends nicht mehr mit den anderen AFSern spazieren gegangen bin, da meine Gastschwester die Gelegenheit wieder ausnutzte und sich an mich kuschelte. Das Problem an der Sache war einfach, dass sie noch viel zu jung (14) war und mir wahrscheinlich „ihren Prinzen“ sah, der aus dem Ausland speziell für sie angereist kam. In der Familie, in der ich wohnte, gab es auch keinen Vater, der sie vielleicht zur Vernunft gebracht hätte, sondern nur eine Mutter, die das alles ziemlich wohlwollend beobachtete. Ich sagte schließlich meiner Gastschwester, dass ich es nicht mag, wenn sie sich so an mich kuschelt, was sie aber trotzdem nicht davon abhielt weiterzumachen. So ging ich schließlich etwas geschockt in mein Zimmer.

Jan Mathis Eckert




06. Juni 2014, 11:58

1. Mai: Schwimmen im Salzsee Baskuntschak

Am nächsten Tag musste ich verhältnismäßig früh aufstehen. Nach dem Frühstück gingen wir sofort zur Schule, wo der Bus auf uns wartete. Unser heutiges Ziel war ein Salzsee, der etwa 50 Kilometer östlich von Achtubinsk lag. In zwei Bussen fuhren wir dann durch die Steppe und kamen nach etwa einer Stunde Fahrt am See an. Zuerst gingen wir in eine Schule, wo wir noch einmal aufs Klo durften, bevor es weiter ging. Über eine Sandpiste fuhren wir dann weiter zu einem Berg neben dem See, der für die örtliche Bevölkerung heilig war. Auf dem Weg dorthin sahen wir auch zweihöckrige Kamele, die von Kasachen geritten wurden.
Auf den Berg führte uns schließlich eine Fremdenführerin, die uns auch einige alte Sagen zur Entstehung des Berges im Flachland erzählte. So sei ein Riese vor langer Zeit mit einem Sack Salz auf dem rücken vor langer Zeit durch die Steppe gestapft und legte sich um sich auszuruhen auf den Boden. An der Stelle, wo er den Sack Salz ablegte, entstand der Salzsee und da, wo der Riese lag, erhebt sich seitdem ein Berg. Auf dem Gipfel des Berges hatte man einen großartigen Blick auf die Steppe, die sich bis zum Horizont erstreckte. Außerdem wehte ein ziemlich kräftiger Wind, da es weit und breit keine Bäume gab. Nach dem Abstieg fuhren wir wieder mit dem Bus zum dem Dorf, das sich am Ufer des Salzsees befand. Zu Fuß gingen wir dann ans Ufer des Sees und einige, darunter ich, gingen auch ins Wasser und „schwammen“. In Wirklichkeit lagen wir nur auf der Wasseroberfläche und ließen uns treiben, was echt ein ziemlich seltsames Gefühl war. Nachdem wir aus dem Wasser herausgekommen waren, bildete sich binnen Sekunden eine feine Schicht Salz auf unserer Haut. Auch der Weg zurück ans Ufer war ziemlich unangenehm, da der ganze Grund des Sees aus Salzkristallen bestand, die sich bei jedem Schritt in die Haut bohrten. Am Ufer standen Motorräder mit bereit, die uns zurück ins Dorf brachten. Dort gab es duschen, in denen wir uns die Salzschicht von unserer Haut wuschen. Danach fuhren wir weiter in eine Schule, wo die Schüler eine kleine Show mit Tanzeinlagen für uns vorbereitet hatten. Wir AFSer mussten auch auf die Bühne und einige Fragen zu unseren Ländern beantworten.
Am Nachmittag fuhren wir zurück in die Stadt und trafen uns nach dem Abendessen in unseren Familien im Stadtzentrum um noch etwas miteinander zu quatschen.

Jan Mathis Eckert




06. Juni 2014, 11:29

30. April: Fahrt nach Achtubinsk

Ich habe echt ziemlich lange nicht mehr geschrieben, da ich in letzter Zeit ziemlich viel zu tun hatte. Deshalb habe ich mich entschlossen, heute mal einen ganzen Tag an meinem Blog zu arbeiten und in auf den neusten Stand zu bringen. Ich komme gerade gut erholt aus Sankt Petersburg zurück, aber dazu später. Zuerst versuche ich den Bericht über meine Reise in den Süden Russlands fertig zu schreiben und danach wende ich mich den neueren Dingen zu.
Am letzten Tag in Astrachan konnten wir noch einmal richtig lange ausschlafen, da wir erst am Nachmittag unsere Reise gen Norden fortsetzen sollten. Um elf Uhr fuhr ich schließlich mit meiner Gastschwester ins Stadtzentrum. Ich musste noch eine bestimmte Art Kaviar (vom Hecht), welche es nur hier im Süden gab, für meine Betreuer in Cheboksary kaufen. Nachdem wir in mehreren Supermärkten erfolglos danach gesucht hatten, fand ich schließlich den Kaviar. Anschließend setzten wir uns in ein Café und warteten auf die anderen AFSer. Als wir uns alle versammelt hatten, gingen wir zur Bushaltestelle und warteten auf den Bus, der uns nach Achtubinsk(einer Kleinstadt zwischen Wolgograd und Astrachan) bringen sollte. Beim Abschied flossen aufseiten unserer Gastbrüder und –schwestern viele Tränen. Bei uns waren die Gefühle gemischt, da unsere Fahrt noch weiterging.
Nach einer Fahrt über endlose Straßen in der Steppe kamen wir schließlich in Achtubinsk an. Viele wunderten sich, warum wir überhaupt in dieses Kaff mitten in der Steppe gekommen waren. Allerdings wurden wir in den nächsten Tagen überrascht, wie viel es in nächster Umgebung zu sehen gab. Den Abend verbrachten wir gemeinsam in unseren Gastfamilien. Ich hatte wieder eine Gastschwester, die mich allerdings ziemlich nervte, da sie sich ständig an mich schmuste. Deshalb versuchte ich mich möglichst fern von ihr zu halten.

Jan Mathis Eckert




21. Mai 2014, 20:29

29. April: Letzter Tag in Astrachan

Am nächsten Tag fuhr ich mit Natascha relativ früh los, da wir uns am Vortag etwas verspätet hatten. Allerdings half das alles nichts, da wir schließlich im Stau steckten. Zum Glück waren wir nicht die einzigen, die zu spät ankamen im Museum Astrachans ankamen. Angekommen im Museum mussten wir erst unsere Sachen in der Garderobe abgeben und uns Überschuhe anziehen, da wir ja den Boden dreckig machen könnten. Anschließend wurden wir durch das Museum geführt und bekamen einige ziemlich interessante Exponate zu Gesicht. So gab es unter anderem ein Mammutskelett und ein Modell von einem etwa 4 Meter großen Hirsch, der hier anscheinend früher in der Gegend lebte. In einem Ausstellungssaal gab es außerdem alte Postkarten von Astrachan, auf denen die Bezeichnung nicht nur auf Russisch sondern auch auf Deutsch war. Auf Nachfrage erklärte man mir, dass Deutsch (vor dem 1. Weltkrieg) fast die zweite Amtssprache war.
Nach unserer Führung durchs Museum gingen wir quer durch die Stadt zum Rathaus. Auf dem Weg dorthin sahen wir noch Proben zum Tag des Sieges. Das sah man daran, dass über Fahrzeuge der Armee herumfuhren, auf denen teilweise auch ziemlich altmodische Raketen befestigt waren. Im Rathaus wurden wir dann vom Vizebürgermeister begrüßt, da der Oberbürgermeister irgendeinen wichtigen Termin hatte. Im Konferenzzimmer konnten wir uns schließlich hinsetzen und wurden von den Mitarbeitern über die Politik ausgefragt. Klugerweise hielten sich alle mit Anmerkungen zurück. Danach gingen wir noch durchs Rathaus und jeder durfte sich einmal auf dem Stuhl des Bürgermeisters fotografieren lassen. Nach dem Mittagessen im Café ging es für uns weiter in das Theater von Astrachan. Im Theater zeigte man uns die „hochmoderne“ Technik, die auf der Bühne zum Einsatz kam. Dafür, dass das alles so „hochmodern“ war, quietschte die Drehbühne doch sehr. Erschöpft von den ganzen Führungen ließen wir uns erst einmal auf die gemütlichen Sessel fallen und machten Pause… im Theater. Anschließend fuhren wir noch weiter in eine Disco, wo zu allem Überfluss extra für uns Austauschschüler ein Programm aufgestellt wurde. So musste jedes Land zu einem Lied tanzen. Wir Deutschen tanzten wie immer zum „Roten Pferd“. Abends gingen wir noch am Ufer der Wolga spazieren, bevor wir nach Hause fuhren.

Jan Mathis Eckert




12. Mai 2014, 21:23

28. April: Hartes Essen

Am nächsten Tag stand ich um acht Uhr auf, frühstückte und fuhr anschließend mit meiner Gastschwester in die Stadt. Dort konnten wir rund eine Stunde auf einer Eisbahn, die sich in einem riesigen Einkaufszentrum befand, Schlittschuh fahren. Da die Eisbahn ziemlich klein war und es keine richtige Eismaschine gab, war das Eis ziemlich schlecht. Außerdem war die Eisbahn mit über dreißig Leuten schon hoffnungslos überfüllt, was es auch nicht gerade angenehm machte zu fahren. Nach etwas mehr als einer Stunde mussten wir auch schon weiter. Wir fuhren dann weiter auf einer Marschrutka zu einem „Café“, wo wir erst einmal zu Mittag aßen. Es gab Kartoffelbrei mit irgendeinem Kotelett. Das Essen war allerdings schon so alt und kalt, dass ich den Teller ohne Probleme umdrehen konnte ohne dass etwas herunterfiel. Als ich das bemerkte, konnte ich es einfach nicht aufessen, da es mich ziemlich angewidert hat. Anschließend gingen wir in die vierte Schule, in der wir Vorträge über unsere jeweiligen Gastländer halten sollten. Dabei gingen wir durch eine Straße im Stadtzentrum, an der sich zu beiden Seiten der Müll zu Bergen auftürmte…
In der Schule angekommen gingen wir weiter in die Aula, wo dann die Vorträge stattfinden sollten. Zuerst hatten die Russen für uns ein Programm vorbereitet. So wurden, wie fast jedes Mal, russische Volkstänze getanzt und Volkslieder gesungen. Als erstes Land mussten wir drei Deutsche dann auf die Bühne. Da man uns über diesen Auftritt erst am Vortrag berichtet hatte, waren wir ziemlich unvorbereitet. Anhand von einer Präsentation, die Luigi aus Zingst über seine Stadt gemacht hatte, versuchte ich etwas über Deutschland zu erzählen, was allerdings auch nicht so richtig funktionierte, da die Deutschlandkarte z.​B. nur zur Hälfte zu sehen war. Anschließend erzählte Simon noch etwas von seiner Arbeit in Moskau als Volunteer. Nachdem wir auch alle Vorträge der anderen Austauschschüler gesehen hatten, gingen wir schließlich zurück in die Schule, in der wir gestern auch waren. Dort wurde uns ein Tanzkurs angeboten, der uns auf den „Ball“ am Abend vorbereiten sollte. Wir lernten einige klassische Tanzarten, so zum Beispiel, wie man Polka oder Walzer tanzt. Später am Abend fing dann der Ball mit anschließendem Tanzwettbewerb an. Da am Ball viel mehr Mädchen als Jungen teilnahmen, musste ich fast jedes Mal tanzen, was mir nicht gerade gefiel, da es in dieser Hitze im Süden ziemlich anstrengend war, sich zu bewegen. Nach dem Wettbewerb, an dem ich allerdings nicht teilnahm, fuhr ich gemeinsam mit Natascha nach Hause.

Jan Mathis Eckert




10. Mai 2014, 12:09

27. April: Erster Tag in Astrachan

Mit einem ziemlich seltsamen Taxi, bei dem das Lenkrad auf der rechten Seite war, fuhren wir schließlich zu meiner Gastschwester nach Hause. Nach einer halbstündigen Fahrt waren wir schließlich am Stadtrand angekommen, wo ich die nächsten drei Tage in einem Haus (!​) wohnen sollte. Ich war anfangs erst ziemlich geschockt, als ich die ganzen Müllberge sah, die um einen total verdreckten Tümpel in diesem Stadtviertel herumlagen, aber doch froh, dass das Grundstück meiner Gastfamilie ziemlich aufgeräumt aussah. Zu den Müllbergen meinte meine Gastschwester Natascha einfach nur, dass ich nicht hingucken solle, da so etwas hier im Süden Russlands normal sei. Trotz aller Anstrengung meinerseits konnte ich dieses Bild aus meinem Kopf nicht loswerden, da ich mir so immer ein Slum in einem der Entwicklungsländer vorstellte.
Trotz alledem wurde ich von meiner Gastfamilie (Vater, Mutter, Schwester und 8-jähriger Sohn) herzlich empfangen. Da im Haus noch ein Umbau stattfand, duschte ich mich in einer ziemlich provisorischen Dusche: Eine alte, aber saubere Badewanne stand auf dem Boden und ein Duschkopf war irgendwie an die Wand montiert worden. Das Wohnzimmer und die große Küche waren beide schon fertig und sahen auch sehr schön aus. Da wir ziemlich früh am Bahnhof angekommen, hatten wir noch viel Zeit, bis das Programm anfing. So spielte ich noch einige Runden Autorennen auf der PS3 im Wohnzimmer, was angesichts des riesigen Fernsehers auch ziemlich viel Spaß machte. Um halb elf fuhren wir mit einer Marschrutka, die hier wesentlich älter und dreckiger sind als in Cheboksary, ins Stadtzentrum, wo wir die anderen Austauschschüler trafen. Alle anderen waren teilweise schon gestern angekommen und im Falle Thors (dem Isländer) 48 Stunden mit dem Zug gefahren. Anschließend fuhren wir in einem extra dafür angemieteten Bus durch Astrachan. Wir sahen unter anderem das größte und gleichzeitig modernste Theater im Süden Russlands und eine Brücke, die in der DDR gebaut wurde und besser war, als alle anderen Brücken, die über die Wolga führten. Schließlich kamen wir am Kreml an, durch den wir auch geführt wurden. Im Gegensatz zum Moskauer Kreml war die Mauer hier nicht rot, sondern total weiß angestrichen. Anschließend gingen wir noch in die Kirche, die sich auch direkt auf dem Gelände des Kremls befand. Nach unserer Rundfahrt durch die Stadt fuhren wir weiter in eine Schule, wo das restliche Programm des Tages stattfinden sollte. Zuerst wurden für uns mehrere Nationaltänze von einigen Schülern dort getanzt. So sahen wir zum Beispiel mehrere Tänze von Mongolen, Kasachen und Völkern aus dem Kaukasus. Anschließend wurden wir in Gruppen aufgeteilt. In meiner Gruppe sollten wir Ostereier anmalen, was ja eigentlich schon zu spät war. Anschließend zogen wir uns „russische“ Nationalgewänder an, die eher ziemlich bunten Karnevalskostümen ähnelten. In der anschließenden Vorführung tanzten die einzelnen Gruppen Tänze der jeweiligen Nationen, die in Astrachan wohnten. Danach fuhren wir noch ins neugebaute Schwimmbad Astrachans, wo wir nach einer Stunde Wartezeit schwimmen konnten. Leider konnten wir dabei nicht in das angrenzende Freizeitbad, da es vom normalen Schwimmbecken getrennt war. Abends gingen wir noch mit allen anderen Austauschschülern und ihren Gastgeschwistern am Ufer der Wolga spazieren und machten Fotos vor einem Musikbrunnen, der jeden Abend zum Klang von Musik eine Show von Wasserfontänen startete. Obwohl es nicht so groß war wie in Las Vegas oder Dubai, war die Vorführung doch ziemlich beeindruckend. Danach fuhr ich mit meiner Gastschwester, die schulfrei hatte, und so den ganzen Tag gemeinsam mit uns unterwegs war, mit dem Taxi zurück nach Hause.

Jan Mathis Eckert



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